Leipzig, 23rd May 1909

Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock

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Letter
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23rd May 1909 (source)
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Leipzig
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Senders
  • Max Reger

Incipit
Sehr veehrter Herr Commercienrath!
Soeben Ihren frdl. Brief v. 22. Mai erhalten, beeile […]

Regesta
kündigt an, das Manuskript des Streichquartetts op. 109 am nächsten Tag abzusenden • bedankt sich für Entgegenkommen in der Honorarfrage und verspricht, den vierhändigen Klavierauszug umsonst herzustellen • kündigt an, den 100. Psalm [op. 106] mit Erlaubnis des E. dem Verlag Peters zu überlassen • denkt an, »so in 3–4 Jahren« die Kammermusikwerke für Klavier vierhändig zu bearbeiten • rät, den Vertrag mit Augener über die Englandvertretung – sofern dieser von Lauterbach & Kuhn übernommen wurde – zu kündigen • ist positiv überrascht von guten Kritiken aus London, obgleich man dort »„schwere Brocken zum Verschlucken“« präsentiert hatte • preist sein neues Chorwerk, Die Nonnen [op. 112] an: »es ist das ein Stimmungsbild, wie wir es in der gesamten Chorliteratur bis jetzt noch nicht haben!« • teilt mit, an der Bearbeitung der Klarinettensonate [op. 107] für Bratsche bzw. Violine zu sitzen, die eine »Art Neuschöpfung aus dem Geiste des Streichinstruments heraus« werden soll • erzählt, dass sein Freund [Adolf] Wach »„Excellenz“« geworden sei
Remarks

Bote & Bock hatte Reger für das Streichquartett Es-Dur op. 109 zunächst nur 1500 Mark geboten, hatte den Honorarvertrag jedoch dann auf die von Peters gebotene Summe von 4000 Mark aufgestockt (vgl. Brief von Bote & Bock an Reger vom 22. 5. 1909) • der 100. Psalm op. 106 erschien im Dezember 1909, wie hier verabredet, bei Peters • Die Nonnen op. 112 wurden im Januar 1910 bei Bote & Bock gedruckt

Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an den Verlag Ed. Bote & G. Bock, hrsg. von Herta Müller u. Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2011 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XXII), S. 80f.

1.

[gedruckter Briefkopf:]

PROF. DR. MAX REGER
LEIPZIG, DEN 23. Mai 1909.
Kaiser Wilhelmstr. 68 I.

Sehr geehrter Herr Commercienrath!

Soeben Ihren frdl. Brief v. 22. Mai erhalten, beeile ich mich denselben zu beantworten.

Also: das neue Streichquartett Esdur op. 109 geht morgen (Montag) nach Berlin ab; da Sie aber so äußerst liebenswürdig mir entgegenkommen betreff des Honorars, so werde ich Ihnen von dem Quartett den 4 hdg. Klavierauszug ohne jegliche Honoraransprüche machen, wenn wir mal daran gehen, – à la Brahms – von meiner Kammermusik auch 4hdg. Auszüge zu machen. Also, besten herzlichen Dank!

Mit Ihrer frdl. Erlaubnis werde ich also den 100. Psalm [op. 106] Peters geben!

Ich denke so in 3–4 Jahren müssen wir schon daran gehen, meine Kammermusik so nach u. nach 4hdg. zu bringen! Selbstredend nicht übereilig!

Sodann Lauterbach & Kuhn hatten mit Augener in London Vertrag betreff der Vertretung in England! – Haben Sie diesen Vertrag mit übernommen? – Wenn ja, so kann ich Ihnen nur dringendst raten, diesen Vertrag baldigst zu kündigen, denn Augener tut gar nichts für die Sachen! Ich habe mich in London davon überzeugt. Soeben erhalte ich die Zeitungsausschnitte aus England. Die Londoner Zeitungen haben ja wahre Riesenberichte über meine 2 Konzerte gebracht; alle sind wahrhaft glänzend, obwohl wir den Leuten schon „schwere Brocken“ zum Verschlucken“ gegeben haben! Werden Sie sehen, das gibt nun für uns – d.h. für Sie u. für mich – eine gute Sache mit England. Ich lege Ihnen Ausschnitt bei.

Das neue Chorwerk, von dem ich Ihnen schrieb, das Sie noch 1909 erhalten, hat einen ganz einzigartigen Text; es ist das ein Stimmungsbild, wie wir es in der gesamten Chorliteratur bis jetzt noch nicht haben! Es ist ein Text von ganz wundervoller Poesie – „Die jungen Nonnen“! [Opus 112]

Ich bin jetzt dabei auch die Klarinettenstimme von der Klarinettensonate [op. 107] für Bratsche u. auch Violine zu bearbeiten! Es müssen da vor Allem andere Bögen gemacht werden, ferner handelt es sich darum, die Stimmen dem Charakter der Bratsche resp. Violine anzupassen, sodass man fast sagen kann, es handelt sich nicht um eine blosse Umarbeitung, sondern um eine Art Neuschöpfung aus dem Geiste des Streichinstruments heraus! Ich werde aber die Sache so machen, dass zum Spielen dieses Werkes als Bratschen- oder Violinsonate die Klavierpartitur (mit der Klarinettenstimme)! doch benützt werden kann; also ein Neustich der Klavierstimme absolut überflüssig ist. Selbstredend mache ich diese Arbeit – nachdem Sie mir in der Honorarangelegenheit btr. des neuen Streichquartetts [op. 109] so ausserordentlich liebenswürdig entgegenkamen – ohne jeglichen Anspruch auf Honorar. Mein alter Freund Geheimrath Wach, dem mein neues Streichquartett dediciert ist, ist soeben „Excellenz“ geworden!

Nun will ich Sie nicht mehr länger aufhalten! Ihnen recht schöne Erholungstage wünschend

bin ich Ihr mit besten Grüssen
ergebenster
Dr. Max Reger.

Wenn Sie diesen Brief erhalten, ist das Quartett schon auf dem Wege nach Berlin!

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Max Reger to Hugo Bock, Ed. Bote & G. Bock, Leipzig, 23rd May 1909, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004374.html, last check: 25th November 2024.

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