Weiden, 7th May 1901

Max Reger to Karl Straube

Object type
Letter
Date
7th May 1901 (source)
Sent location
Weiden
Source location
missing

Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3821


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Liebster Carl!
In der Voraussetzung, daß Dich dieser Brief in Berlin eher erreichen […]

Regesta
dankt für Karten • verspricht für den nächsten Sonntag Zusendung der Symphonischen Phantasie und Fuge op. 57 • dankt dem E., dass er das Werk abschreiben wolle und nennt dies »eine miserable Arbeit« • bittet um Zusendung von Konzertprogrammen für das Konzert am 12. Mai • bittet, den bereits informierten Rezensenten Karten zu schicken • treibt den E. an, Otto Leßmann »“einheizen“« zu wollen • beklagt, dass [Friedrich] Spitta immer krank sei und aus dem Osterspiel [Anhang B 6] wohl nichts werde • spricht vom Plan eines »Christusoratorium« mit Martin Boelitz und bekundet: »der Text müßte mir aber Gelegenheit zu grandiosen Tonmalereien geben« • wünscht sich dafür »ein Sturmlied« mit vielen dramatischen Höhepunkten • kündigt die Komposition eines Te Deums an • bittet den E., sich dafür Psalmen anzusehen, da er seine Bibel nicht finden könne • bittet, den zweiten Vers in op. 27 [Choralphantasie »Ein’ feste Burg ist unser Gott«] nicht zu langsam zu spielen • lästert über die Lieder von Felix von Weingartner • weist auf positive Kritik von Leßmann [Allgemeine Musik-Zeitung] hin und möchte diese zu Reklamezwecken für Straubes Konzert nutzen (»Ich finde nämlich, wir zwei treiben viel zu wenig Reklame – weil wir zu anständig sind«) • nennt den E. »den größten Organisten der Jetztzeit« • kündigt an, »so 30 Choralvorspiele zu den bekanntesten Chorälen schreiben« [später: Zweiundfünfzig leicht ausführbare Vorspiele op. 67] zu wollen • erkundigt sich nach dem Verbleib der Partitur von Till Eulenspiegel [op. 28 von Richard Strauss]
Remarks

Regers Plan, das Osterspiel von Friedrich Spitta zu komponieren (Anh. B 6) wurde schließlich ebenso wenig realisiert wie ein Te Deum sowie ein Oratorium; aus dem Plan»so 30 Choralvorspiele zu den bekanntesten Chorälen schreiben« zu wollen, erwuchsen hingegen schließlich die Zweiundfünfzig leicht ausführbaren Choralvorspiele op. 67


Publications

Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 19–21

Wilfried Jung, Der Künstlerbrief als Informationsquelle – am Beispiel Max Reger, Nürnberg 1970, S. 24

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz, Allee 22

Liebster Carl!
In der Voraussetzung, daß Dich dieser Brief in Berlin eher erreichen wird, adressiere ich denselben dorthin. Deine Karten habe alle erhalten; besten Dank!
Die symphonische Fantasie u. Fuge op. 57 erhältst Du nächsten Sonntag [12. Mai] früh! Ich sende Dir selbe noch nach Berlin, damit du selbe in Berlin abschreiben lassen kannst; ich bin Dir sehr verbunden dafür, daß Du selbe abschreiben läßt, denn es ist eine miserable Arbeit.
Nun eine Bitte: bitte mir baldmöglichst noch so 10 Programme vom Concert am 12. Mai zu senden; nämlich, ich will selbe an Musikzeitungen senden; aber baldigst! Sodann: also an Leßmann, Lazarus, Motta, Morsch, Rennert, ist längst geschrieben, jedem Programm geschickt; ich bitte Dich, jedem dieser Herren resp. Damen, die Du nicht wegen Zeitmangels besuchen kannst, 2 Karten zum Konzert zu senden resp. beim Besuch persönlich zu übergeben. Nicht vergessen! Sodann: bitte ich Dich, mit Eweyk, Hess zu reden wegen meinen Liedern!
Leßmann darfst Du schon ein bißchen „einheizen“ wegen mir! Er ist nicht unzugänglich! Also los!
Spitta ist immer krank; es wird aus dem Osterspiel [RWV Anhang B6] wohl nichts werden; wann sie Deinen Aufsatz über BACH bringen, weiß Smend noch nicht, da sie zu viel Stoff haben!
Nun zu der Sache „Christusoratorium“ mit Herrn Boelitz! Ich wollte gerne so was machen; der Text müßte mir aber Gelegenheit zu grandiosen Tonmalereien geben z.B. den Tod Christi etc. etc. Ich werde mit Herrn B. selbst darüber correspondieren! Außerdem ist Mangel an wirklich gutem Text für ein weltliches Chorwerk großer Dimension! Aber nur keine Heiligenlegende oder Rittergeschichte! Solche haben wir bis zum Überdruß! Z.B. ein Sturmlied grandiosen Charakters! Oder Ähnliches!
Wie gesagt, die Hauptsache sind dramatische Höhepunkte; nur nicht lyrisch so breit ausgesponnen, an welch letzterem Fehler nach meinem Empfinden Spitta’s Osterspiel krankt. Ich werde sicher im Lauf der Zeit noch ein Te Deum schreiben, denn der Text ist grandios!
An Dich richte ich die Bitte, sieh Dir mal die Psalmen an; denn meine protestantische Bibel ist spurlos verschwunden! (Man fürchtet für meinen Glauben!)
Eine Bitte wegen op. 27 bitte mir nicht übel zu nehmen: Bitte Vers 2 („Mit unsrer Macht“) nicht langsam! (Dieser Vers ist der „Schwächste“ drin!)
Ich habe letzthin von Weingartner 5 Lieder gesehen – na – so was Elendes! Der Mann hat gar keine Selbstkritik u. hat von einem Liede keine Ahnung; von einer „idealen“ Führung einer Singstimme keine Spur! Es ist nicht der Rede wert, darüber zu schreiben!
Apropos: Hast Du in No 17 Leßmann die Kritik über mich gelesen? war famos! Ich bitte nur um 10 Programme noch vom 12. Mai; ich werde das Concert für Dich u. mich „ausschlachten“! Ich finde nämlich, wir zwei treiben viel zu wenig Reklame – weil wir zu anständig sind. Nochmals bitte ich Dich, meine Bitten wegen Besuchen u. Freikarten in Berlin freundlichst erfüllen zu wollen!
Deinen verehrten Eltern bitte mich bestens zu empfehlen u. Ihnen zu sagen, daß sie am 12. Mai den größten Organisten der Jetztzeit zu hören bekommen werden! In absehbarer Zeit werde ich so 30 Choralvorspiele zu den bekanntesten Chorälen schreiben [später Opus 67]; eine ganz gute Idee!
Die Partitur von Till Eulenspiegel ist bis jetzt noch nicht eingetroffen! Hast Du selbe an mich abgesandt? Gelt, sorge dafür, daß alle Referenten u. Kritiker (besonders die für auswärtige Musikzeitungen wie z.B. Hofkapellmeister a.D. Schultze, N.W. Luisenplatz 7, der für musikalisches Wochenblatt schreibt) Karten rechtzeitig zum 12. Mai (nebst Programm, dies unbedingt) erhalten. Nimm die besten Grüße an dich u. Deine verehrten Eltern

Dein Max Reger.

Hat die Presse endlich „Radau“ gemacht für 12. Mai?
Kann ich davon etwas haben? Bitte 10 Programme baldigst!
Besten Dank im voraus!

Object reference

Max Reger to Karl Straube, Weiden, 7th May 1901, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007625.html, last check: 9th November 2024.

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