München, 24th February 1905
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 201
- Max Reger
Meine Lieben!
Soeben, mein lieber Lauterbach, erhalte ich Deinen Brief; ich beeile mich […]
Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 449–451
1.
München, Preysingstraße 1 I, 24. Febr. 1905
Meine Lieben!
Soeben, mein lieber Lauterbach, erhalte ich Deinen Brief; ich beeile mich, denselben zu beantworten! Herr von Wymetal ist mir räthselhaft! Ich habe keine Silbe davon gesagt, daß es Dir eine Kleinigkeit wäre, 500 M so „mir nix dir nix“ (wie man in Bayern sagt) zum Fenster hinauszuwerfen! Was ich sagte, ist Folgendes: daß Ihr Euch gegen mich stets sehr anständig u. nobel benommen habt, daß Ihr mir für manches Werk mehr bezahlt habt, als ich verlangte, daß ich es Euch nie vergessen werde, daß Ihr so gut, freundschaftlich u. stets hilfsbereit stets zu mir gewesen seid! – Mehr hab’ ich nicht gesagt! An Eurer Stelle würde ich an Wymetal kein Geld senden 1.) hat der Verein eben durch eigene recht oft nicht glückliche Veranstaltungen selbst die Schuld; 2.) mir schreibt Wymetal von einem Defizit des Regerabends von 360 Kronen – von Euch will er 600 Kronen haben! Diese Verschiedenheit 600 u. 360 Kronen hat mich so frappiert, daß ich ebenfalls nichts hinsende! (Ich wollte heute 50 M hinsenden!) Aber diese Verschiedenheit ist mir zu toll! Übrigens ist ein Defizit von 360 Kronen für einen Verein, der doch sicher 200 Mitglieder hat doch eine Lappalie; wenn da jedes Mitglied nur 2 Kronen gibt, ist doch alles gedeckt!
Nun wegen 4. März!
Ich schlage da, nachdem das Wald. Meyerquartett mitmacht, folgendes Programm vor:
I. Streich–Quartett D moll op 74 /55 Minutenzum 1. Male55 Min.II. Chaconne für Solovioline (aus der 4. Solosonate für
Violine, op 42 No 4zum 1. Male10 Min.III. Trio (Amoll) für Violine, Bratsche u. Violoncello
op 77bzum 1. Male20 Min.IV. Variationen u. Fuge über ein Thema von Beethoven
für 2 Pianoforte zu 4 Händen op 86
Auf vielfaches Verlangen!)
(Max Reger u. Frau Henriette Schelle.30 Min
____________________________________________________________ 125 Min.
Also das Programm dauert 2 Stunden; das ist nicht zu lange!
Es wäre mir nun im allerhöchsten Grade erwünscht, wenn Ihr mich baldmöglichst benachrichtigen würdet, ob das Programm vom 4. III, wie ich es Euch soeben vorgeschlagen habe (mit op 86 am Schlusse!) nun absolut definitiv sicher ist! Ich muß doch Frau Schelle davon definitiv benachrichtigen!
Die Gewandhaus Direktion ist mir absolut unverständlich! Fürchten denn diese Leute nicht, daß man solche Sachen der Öffentlichkeit übergibt? Was nicht ist, kann aber noch werden!
Nun noch die Bitte, sofort, wenn das Programm vom 4. III feststeht, dann alle Noten von diesem Abend – also Partitur von op 74 u. 77 b u. 86 – umgehendst zu senden an Eugen Segnitz, Leipzig–Neustadt, Eisenbahnstraße 19 IV. Bitte, vergeßt das nicht; es ist das zu wichtig! Segnitz schrieb selbst deshalb an mich; auf die Weise bekommen wir doch anständige Kritiken! Bitte, also wirklich nicht vergessen!
Apropos: Dr Anschütz schrieb mir erst vor ein paar Tagen einen reizenden Brief.
Bitte, sendet an Segnitz auch op 73, damit der auch op 73 kennt, wenn es Straube am 3. spielt! – Soeben schreibe ich auch an Straube, daß er es nicht thun soll, op 73 am 3. 2 x zu spielen! Also op 73 an Segnitz nicht vergessen zu senden!
Wenn Straube am 3. mein op 73 2 x spielt, so macht er sich u. mir damit wieder eine Unmasse von neuen Feinden; u. ohne Grund soll man sich keine Feinde machen! Bitte, unterstützt Ihr mich in dieser Sache bei Straube, daß er op 73 am 3. nicht 2 x spielt! Das muß vermieden werden, daß die Kerle, die ohnehin eine „Schandwut“ auf mich haben, da ich so schnell in die Höhe komme, noch mehr gereizt werden u. noch mehr Wut speien!
Nun hätte ich noch die Bitte an Euch, daß Ihr mir die 300 M für März so sendet, daß selbe am 27. Februar in meinen Händen sind! Besten Dank im Voraus!
NB. Ich hab’ im Ansorgeverein in Wien gespielt, ohne nur einen Heller zu erhalten; ich mußte also Fahrt etc etc alles aus meiner Tasche zahlen, während sich Dehmel z.B. 300 Kronen Reiseentschädigung vom Ansorgeverein zahlen ließ! In der soeben erschienen No 8 der Allgem. Musikzeitung steht Seite 147 eine glänzende Kritik über meine opera 74, 77 b (Reger–Matinée)
Eure so liebenswürdige Einladung, bei Euch zu wohnen, werden wir, mein lieber Freund Lauterbach, mit herzlichstem Dank annehmen unter der Bedingung, daß Deine Frau Gemahlin absolut keine Umstände macht in ihrer jetzigen Zeit für uns!
Bitte, beantwortet mir alles in diesem Briefe recht baldigst,
schönste beste Grüsse, in größter Eile
ganz Euer treulichster
Max Reger.
Gelt, die 300 M sendet Ihr mir so, daß i[ch] selbe bis 27. Febr. sicher in Händen habe! Besten Dank im Voraus!
Object reference
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 24th February 1905, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008554.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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