21st August 1914

Max Reger to Fritz Stein

Object type
Letter
Date
21st August 1914 (source)
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-
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privately owned

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Fritz!
Es nützt Dir gar nichts, wenn Du an den Herzog schreibst, denn: nicht der Herzog […]

Regesta
erläutert die Gründe der Entlassung von Theaterpersonal und Hofkapelle • will überlegen, wie man die Not unter den Kapellisten lindern kann • neue Kompositionen und Editionen • erbittet Choräle für Choralvorspiele
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an Fritz Stein, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1982 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 8), S. 183f.

1.

Lieber Fritz!
Es nützt Dir gar nichts, wenn Du an den Herzog schreibst, denn: nicht der Herzog regiert, sondern „Sie“; außerdem der Minister ist es gewesen, um sich „oben“ einzuschmeicheln, der den Vorschlag gemacht hat, Hoftheater u. Hofkapelle zu entlassen! Du darfst in Meiningen für keinen Fall ohne Gehalt Dienst thun; ein solches Anerbieten von Dir an den Herzog wäre von den verhängnisvollsten Folgen für Deine ganze Laufbahn! Du mußt sofort klagen auf Zahlung der 5000 M. Nimm Du doch endlich mal Vernunft an u. glaube mir, der ich die Dinge so gut kenne! Die Herzogin hat einen glühenden Haß auf „Ihren“ verstorbenen Schwiegervater u. zerstört alles, was er geschaffen hat – da mußte eben zuerst Hofkapelle u. Hoftheater daran glauben! Du mußt sofort klagen auf Zahlung der 5000 M! Wie Du im Palais warst zum Mittagessen, hast Du Dich da ganz „einseifen“ lassen! All die jetzigen Dinge waren längst beabsichtigt! Man hat Dir einfach Komödie vorgespielt – aber Du glaubst eben leider mir nicht – sondern glaubst mit Briefen an den Herzog was zu erreichen! Osmarr, der äußerst beliebt ist, hat 1 ½ Stunden flehentlich die Herzogin gebeten, die Leute doch nicht dem Hunger preiszugeben – alles umsonst! Und da glaubst Du, daß ein Brief von Dir irgend welchen Eindruck macht ? ? ? ! ! ! ! ! ! ! !
Ich habe für morgen eine Versammlung der Hofkapellisten berufen, um zu beraten, ob irgend was gemacht werden kann, die Not zu lindern! Wenn möglich, werde ich hier jetzt mit dem Rest der Kapelle Concerte geben, um sofort etwas Geld zu verdienen, damit die augenblicklich herrschende Not etwas gemildert werden kann! Zbiral ist noch hier, aber wer weiß wie lange noch; er ist Österreicher, Landsturm 2. Aufgebots.
Die Telemannvariationen [op. 134] hab’ ich in 8 Tagen geschrieben – es sind 23 Variationen u. eine pompöse Fuge. Nun hab’ ich noch 8 Choralvorspiele geschrieben; ich schreibe noch so gegen 12 (für Orgel) Stück, so daß es 20 werden [Opus 135a]! Bitte, sende Du mir umgehendst eine Liste, wo Du 20 der gebräuchlichsten Choräle mir aufschreibst; bitte, nicht vergessen – sofort senden! Ich habe auch Bach’s D dur Suite u. H moll Suite für Orchester jetzt genauestens bezeichnet in Partitur [RWV Bach-H12 und -H11]; die geb’ ich natürlich heraus.
Nun beste Grüße von uns Allen

Dein
alter
Reger.

Bitte verbrenne diesen Brief sofort!
Meiningen, 21. August 1914.

Object reference

Max Reger to Fritz Stein, 21st August 1914, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008993.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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