Heinrich Reimann

Correspondence, Critic, Performer

Gender
male
Profession
organist
Birth
14th March 1850
Death
24th May 1906
MRI-Identifier
mri_pers_00527

Name
Heinrich Reimann
Used Name
Heinrich Reimann

References to Reger
    Correspondence, Critic, Performer
References to others

1.

1.1.

Heinrich Reimann (undatiert) – Abgebildet in , Abb. 26.
Heinrich Reimann (undatiert) – Abgebildet in Stein 1941, Abb. 26.

Heinrich Reimann, geboren am 14. März 1850 im schlesischen Rengersdorf (heute: Klodzko), studierte in Breslau Altphilologie an der Universität sowie gleichzeitig Orgel und Komposition bei Domkapellmeister Moritz Brosig. Außerdem leitete er das Collegium vocale der Universität, für das er auch einige Werke schrieb. Nach Studienabschluss arbeitete er zunächst als Lehrer in Wohlau (1878/79), Berlin (1879/80), Ratibor (ab 1880) und Gleiwitz (1885/86), gab diese Tätigkeit jedoch auf, um sich in Leipzig und ab 1887 in Berlin vollständig der Musik zu widmen. Reimann wirkte als Organist von 1888 bis 1895 an der Berliner Philharmonie und daraufhin an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ferner war er ab 1893 Kustos der Königlichen Bibliothek sowie Dozent für Orgel und Musiktheorie am Klindworth-Schwarwenka-Konservatorium, wo Karl Straube sein bedeutendster Schüler wurde. 1899 gründete er einen Bach-Verein, den er bis 1905 leitete.

Als Orgellehrer sowie als Kritiker der Allgemeinen Musik-Zeitung avancierte Reimann zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des Berliner Musiklebens. Unter dem Pseudonym Erich Reinhardt schrieb er auch für die Schlesische Zeitung. Darüber hinaus verfasste er die monografische Reihe Berühmte Musiker und machte sich als Herausgeber von Liedsammlungen (u.a. Das Deutsche Lied und Internationales Volksliederbuch) einen Namen. Reimann komponierte vornehmlich für die Orgel und belebte mit seiner Phantasie über den Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« op. 25 (1895), welche auch auf Reger inspirierend wirkte, die Gattung der Choralphantasie neu. Zu seinen weiteren Werken zählen die Suite E-Dur op. 12, Praeludium und Tripelfuge d-Moll op. 31 (1905) und Ciacona f-Moll op. 32 (1905). Heinrich Reimann starb am 24. Mai 1906 in Berlin.

1. Reger-Bezug

Etwa im Mai 1893 erhielt Reimann von Hugo Riemann erstmals Kompositionen von dessen Schüler Max Reger zugesandt (Opera 1–4 und 6), dem er eine “ausserordentlich intensive musikalische Natur” attestierte, “die manchem Kopfschmerzen machen mag!” 1 Er verfasste daraufhin, als erste relevante öffentliche Würdigung des jungen Komponisten, eine Besprechung in der Allgemeinen Musik-Zeitung. Reimann lobte in Regers Werk unter anderem “eine ungewöhnlich starke musikalische Erfindungskraft, die alles Gewöhnliche zurückweist” und fügte an: “Der Brausekopf will in seinen ersten drei Opera gleich so komplizirt wie Bach, so leidenschaftlich und tief wie Beethoven und so „clair-obscur“ wie Brahms sein!” (Rezension) Mit dieser Besprechung lenkte Reimann auch die Aufmerksamkeit seines Schülers Karl Straube auf Reger, ging aber zu dessen nächsten Werken auf Distanz. Die Suite e-moll op. 16 bezeichnete er im Herbst 1896 gegenüber Straube als “überhaupt nicht spielbar […]. Dieses Urteil reizte den Virtuosenehrgeiz Straubes, daß er mit eiserner Energie sich an die Bewältigung des Werkes, das ihn vor ganz neue orgeltechnische Probleme stellte, heranmachte und bereits im März 1897 brachte er als Erster das große Orgelwerk Regers an die Öffentlichkeit.” 2

Für die Komposition dieser Suite e-moll op. 16, seines ersten großen Orgelwerks, hatte Reger durch die Lektüre von Reimanns Artikel Orgel-Sonaten. Kritische Gänge, der ab Anfang Oktober 1894 in sieben Teilen in der Allgemeinen Musik-Zeitung erschien, vermutlich wichtige Anregungen erfahren. Reimanns Phantasie über den Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« op. 25 bezeichnete Reger in einem Brief vom 1. November 1898 an den Komponisten zudem anerkennend als “Wunder- u. Meisterwerk dieser Art”. Sie gab ihm den Anstoß zur eigenen Beschäftigung mit der von Reimann neu belebten Gattung. Allerdings blieb Reimann gegenüber Reger abweisend, was diesen zunehmend reizte. Karl Straube berichtet rückblickend, Opus 40 Nr. 1 sei “geschrieben worden, um Heinrich Reimanns Fantasie über den gleichen Choral an die Wand zu drücken. Max war böse mit Heinrich, dieser hatte ihm sein erstes Wohlwollen gekündigt und behandelte ihn unfreundlich, ließ alle Briefe unbeantwortet, was dem Jüngeren wehe tat und von ihm mit Groll erwidert wurde.” (Brief Straubes vom 20. November 1944 an Hans Klotz)

Eine der seltenen Aufführungen Reimanns von Werken Regers kommentierte dieser so: “Es geschehen Zeichen u. Wunder.3


1
Postkarte vom 17. Mai 1893 an Hugo Riemann, in Der junge Reger, S. 147.
2
Johannes Wolgast, Karl Straube. Eine Würdigung seiner Musikerpersönlichkeit anlässlich seiner 25jährigen Tätigkeit in Leipzig, Leipzig 1928, S. 12.
3
Brief vom 14. Oktober 1904 an Karl Straube, in Straube-Briefe, S. 70.
Object reference

Heinrich Reimann, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00527.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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