München, 13th January 1903

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Business Paper
Date
13th January 1903 (source)
Sent location
München
Source location
DE,
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 132

Senders
  • Max Reger
Recipients
Lauterbach u. Kuhn.
Leipzig
Roßstraße 18.

Incipit
Meine sehr verehrten Herren!
Es ist gelungen: Die Pedalschule von Straube und mir […]

Regesta
sandte an Hug das Manuskript von op. 69 [Zehn Stücke] • trieb den Preis absichtlich hoch • erhielt das Manuskript kommentarlos zurück und versagte Hug daraufhin auch die Pedalschule [Anhang B10] • diese ist, wie gewünscht, nun für den E. frei • MItherausgeber [Karl] Straube ist nicht an Hug gebunden • treibt den E. zur Eile, damit Hug nicht mit einer Pedalschule zuvorkommt • sendet Manuskript von op. 69 • schlägt von sich aus Honorarermäßigung auf 600 Mark vor • kündigt eine solche auch für op. 70 [Siebzehn Gesänge] an • will kein Honorar für 2. Bachkantate [»Es ist das Heil uns kommen her« Bach-H2] • hat am selben Abend Konzert zu spielen
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 76–78

1.

München, 13. Jan. 1903.

Meine sehr verehrten Herren!
Es ist gelungen: Die Pedalschule [RWV Anhang B10] von Straube und mir erhalten Sie! Und zwar: so: ich hatte Hug ein Orgelwerk versprochen, welches ich an Hug letzten Sonnabend einsandte, dabei aber recht viel dafür verlangte in der Absicht, dadurch eine Retournierung meines Manuskriptes zu erreichen, was denn auch geschah; ich erhielt mein op 69 heute ohne Brief von Hug zurück u. schrieb ich an Hug sofort Karte folgenden Inhaltes:
„Sehr geehrter Herr! Ich bestätige Ihnen den Empfang meines op 69, nehme an, daß Sie das Werk nicht erwerben wollen; da Sie es jedoch nicht der Mühe wert fanden, mir zur Retournierung meines op 69 zu schreiben, bedauere ich sehr, Ihnen die Pedalschule für Orgel etc. nicht geben zu können. Ergebenst
Max Reger.
Herr Straube ist von mir verständigt.“
–––––––––––––––––
Sie sehen; nun ist alles in Ordnung; natürlich haben Hug nun eine Schandwut auf mich – aber ich mache mir nichts daraus, da ich doch Ihren Wunsch erfüllen konnte! NB. Herr Straube u. ich sind nicht im Geringsten durch irgend welchen Vertrag oder Kontrakt an Hug’s wegen der Pedalschule gebunden! Aber notwendig ist es, daß die Pedalschule nun baldigst bei Ihnen erscheint: denn Hug’s werden nun sicher irgend jemand mit der Pedalschule betrauen u. selbe mit ungeheuerer Reklame veröffentlichen; wir müssen da unbedingt einen Vorsprung gewinnen.
Aibl hier möchte nun jedes Jahr mehrere Werke von mir haben – er schrieb so sehr darum – ich kann ihm selbe nicht geben, da alles doch Ihnen gehört!
Mit diesem Briefe sende ich an Sie per eingeschriebenen Geschäftspapier mein op 69 10 Stücke für die Orgel! (2 Hefte) S.z. boten Sie mir per Druckseite von solchen Werken ein Honorar von 20 M; op 69 wird sicher 50 Druckseiten ergeben – also 1000 M; da Sie aber 4000 M pro Jahr an mich für Vorkaufsrecht bezahlen, setze ich hiermit das Honorar auf 600 M (Sechshundert Mark) für op 69 fest; zugleich muß ich betonen, daß ich in Zukunft bei allen meinen Werken eine derartige Honorarermäßigung von selbst vorschlagen werde, sodaß Sie die 4000 M jedes Jahr so ziemlich schon aus den Beträgen zusammen erhalten werden, welche Beträge ich freiwillig selbst abziehe; also statt 1000 M wie bei op 69 nur 600 M; die 17 Lieder [op. 70], die Sie erhalten sobald selbe fertig druckreif sind, erhalten Sie ebenfalls in derselben Weise zu ermäßigtem Honorar!
Ferner erkläre ich jetzt schon, daß Sie die 2. Bach–Cantate [RWV Bach-H2], die ich jetzt schon in Arbeit habe, daß Sie die gesammte Bearbeitung dieser 2. Cantate von Bach schon längst honoriert haben; ich beanspruche für dieselbe keinen Pfennig Honorar! Sie haben selbe mit dem Honorar für op 67 (die 1620 M) schon bezahlt!
Nicht wahr, Sie sind damit einverstanden? Für die 2. Bachcantate nehme ich also keinen Pfennig Honorar mehr an; die 10 Orgelstücke op 69, welche Sie mit diesem Briefe erhalten, bekommen Sie für 600 M (also 400 M Nachlaß) u. bei den 17 Gesängen op 70 wie bei allen allen meinen zukünftigen Werken werde ich in derselben Weise mein Honorar selbst nach unten „abrunden“ u. hoffe ich sehr, daß Sie mit diesem meinem Vorschlag einverstanden sind! Auf diese Weise bedeuten die 4000 M Vorkaufsrecht für Sie keine Mehrausgabe in unserem Vertrage! Ich selbst weiß das am allermeisten zu schätzen, daß Sie mir für das Vorkaufsrecht 4000 M pro Jahr bezahlen u. hoffe ich, auf diese Weise der Honorarermäßigung, wie ich Ihnen schon schrieb, meinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir möglichst balde schreiben würden!
Ich muß jetzt schließen, denn ich muß mich zum Concerte umziehen; ich hoffe sehr, daß auch Frau Dessoir nur gute Kritiken erhalten wird.
Nun schönste Grüße an Sie meine sehr verehrten Herren, beste Empfehlungen an die hochverehrten Ihrigen von meiner Frau und mir
Ihr herzlichst ergebenster
Max Reger.

Hug’s werden natürlich mir spinnefeind sein, weil ich ihnen die Pedalschule abgeknöpft habe! Schönste Grüße!

Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 13th January 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005262.html, last check: 14th November 2024.

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