München, 14th October 1904

Max Reger to Karl Straube

Object type
Letter
Date
14th October 1904 (source)
Sent location
München
Source location
missing

Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3848


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Mein liebster Carl!
Viel schönsten Dank für Deinen lieben Brief; aber, es wäre wahrscheinlich […]

Regesta
freut sich, dem E. mit der Widmung seines »Liedchens« [Mit Rosen bestreut op. 76 Nr. 12] an dessen Frau [und dessen Tochter] einen Gefallen getan zu haben • beglückwünscht den E. zum gelungenen Bachfest • hofft, dass der E. an den Acht Männerchören op. 83 [später: Nr. 1–8 aus Zehn Gesänge op. 83] sowie an den Beethoven-Variationen op. 86 Gefallen findet • informiert über bevorstehende Aufführungen von op. 86 • bekundet, mit Bezug auf einen Kommentar des E. zu op. 75 [Achtzehn Gesänge] seine Schlichten Weisen op. 76 als »Gegenmittel« komponiert zu haben • verspricht, die Fehler von op. 75 bei seinen nächsten Liedern abzustellen • vertraut in das Können des E. zur Bewältigung der Variationen op. 73 • informiert, am vierten Satz der Sinfonietta [op. 90] zu sitzen, die im Januar an den Verlag gehen soll • glaubt, dass das Werk es in der Saison 1905/1906 auf 25 Aufführungen bringen wird • bekundet, nach der Sinfonietta ein Violinkonzert für [Henri] Marteau sowie die Hiller-Variationen in Angriff nehmen zu wollen • äußert zu letzterem Werk: »ich will da duftigste Gestalten aus dem »„Mozartischen“ Thema herausblühen lassen« • hofft, mit dem Werk einen »„Schlager ersten Ranges“« zu landen • informiert, am selben Tag die Korrekturfahnen von Der Gesang der Verklärten • ist mit dem Urteil des E. zu diesem Werk nicht einverstanden und möchte Überzeugungsarbeit leisten • erzählt, dass [Heinrich] Reimann mittlerweile seine Werke [op. 80] spielt • klagt über die Münchner Intriganten und zählt Reger-Aufführungen in der Stadt auf • informiert, vom 25. bis zum 29. Oktober auf Konzertreise in Genf und Lausanne zu sein • übersendet eine Kritik aus der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung • bittet den E., [Gustav] Schreck um Regeraufführungen [mit dem Leipziger Thomanerchor] anzugehen
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 68–70

1.

München, Preysingstr. 1b

Mein liebster Carl!
Viel schönsten Dank für Deinen lieben Brief; aber, es wäre wahrlich nicht nötig gewesen, Dich extra für die Dedikation des Liedchens [Opus 76 Nr. 12] zu bedanken! Es macht mir Freude, wenn ich Dir u. Deiner Frau Gemahlin eine kleine Aufmerksamkeit erweisen kann! – Nun, vor Allem meine – d.h. unsere aufrichtigste Gratulation zum Bachfest; daß Du solch unleugbaren, aufrichtigen, nicht künstlich aufgebauschten enormen Erfolg gehabt hast, – das wußte ich ja schon vor dem Feste! Aber es hat mich d.h. uns nicht wenig gefreut, dies auch in den Kritiken zu ersehen! Nun Glück auf zur 2. derartigen Veranstaltung!
Daß Dir meine neuen Werke so gut gefallen, freut mich ungemein; hoffentlich finden meine 8 Männerchöre op. 83 u. die Variationen u. Fuge über ein Thema von Beethoven op. 86 für 2 Klaviere ebensosehr Deinen Beifall; ich werde letzteres Werk in dem Regerabend der Frl. Birgfeld am 17. November in Leipzig spielen, als Schlußnummer des Abends mit Frl. Birgfeld! Ich denke, daß der Regerabend (mit Liedern auch) eine ganz famose Vorbereitung zum 19. November ist, Gewandhaus op. 72 [Violinsonate C-dur]! Op. 86, das ich am 22. Oktober hier in München mit Schmid-Lindner herausbringe, klingt famos. Apropos: Was Du mir über op. 75 schreibst, verstehe ich vollständig; bedenke, op.75 ist vor einem Jahr geschrieben; ich hab’ in vollster Erkenntnis dessen, was Du über op.75 schreibst, mit Absicht, das Gegenmittel „Schlichte Weisen“ eingenommen! Und kurzum: meine demnächstigen neuen Lieder werden Dir sicherlich den Beweis bringen, daß ich auch das, woran op.75 „krankt“ in einzelnen Liedern vollständig überwunden habe! Dessen kannst Du ganz sicher sein!
Die Orgelvariationen op. 73 sind ja sehr schwer; allein ich weiß es, daß Du darüber Herr wirst. Nun bin ich überm 4. u. letzten Satz der „Sinfonietta“ [op. 90], die ich dann Ende Januar 1905 an Lauterbach u. Kuhn sende! Mit diesem Werke führe ich mich unbedingt nur auf das Vorteilhafteste als Orchestercomponist ein! In der Saison 1905/1906 – also nächste Saison – garantiere ich Dir sicher 25 Aufführungen dieses Werkes!
Bin ich mit der Sinfonietta fertig, so schreibe ich ein Violinconcert [op. 101] für Herrn Marteau u. dann „Variationen für Orchester“ über ein Thema von Adam Hiller [op. 100]! Ich hab da nämlich ein entzückendes Rokokothema von Hiller, die geradezu nach Variationen schreien! ich will da duftigste Gestalten aus dem „Mozartischen“ Thema herausblühen lassen u. hoffe damit einen „Schlager ersten Ranges“ zu thun!
Sodann: ich hab’ heute meinen „Gesang der Verklärten“ [op. 71], der nun in Correkturbogen vor mir liegt, durchgesehen – – mein lieber Carl – Dein Urtheil in allerhöchsten Ehren; aber ich hab’ heute die feste Überzeugung gewonnen, daß Du mit Deinem Urtheil über dieses Werk nicht ganz im Rechte bist! Ich hoffe sehr, wenn ich Dir in baldiger Zeit die Partitur vorlege, daß Du bei eingehendem Studium doch ein bischen [sic] anders urtheilen wirst!
Es geschehen Zeichen u. Wunder: Nachdem Reimann schon letzten July 7 Stücke von mir gespielt hat, hat er am 13. Oktober aus op. 80 mehreres gespielt!
Hier in München ist’s immer das gleiche Bild: es wird kräftiglich weiter gewütet gegen mich! Aber am 22. Oktober bringen wir op. 34 [Cinq Pièces pittoresques] u. 86! Am 30. Nov. bringen wir op.77a [Serenade D-dur], op.77b [Streichtrio a-moll] op.78 [Cellosonate F-dur] und op.81 [Bach-Variationen]! Wenn Schillings u. Thuille u. Louis vor Allem dann die Gelbsucht haben – mir kanns egal sein!

Wir freuen uns schon sehr, Dich u. Deine Frau Gemahlin in 4 Wochen in Leipzig wiederzusehen! Vom 25. Oktober – 29. Oktober bin verreist, spiele op. 72 in Genf u. Lausanne. Nun allerherzlichste Grüße von Haus zu Haus, besonders von
Deinem Max Reger

Anbei Kritik der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung vom 24. Sept. 1904. Bitte, setze doch alles dran, daß Schreck zum Totenfeste: „O wie selig seid ihr doch“ [WoO V/4 Nr. 2] u. „Vom Himmel hoch“ [WoO V/4 Nr. 1] zu Weihnachten macht!

Object reference

Max Reger to Karl Straube, München, 14th October 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007648.html, last check: 19th September 2024.

Information

This is an object entry from the RWA encyclopaedia. Links and references to other objects within the encyclopaedia are currently not all active. These will be successively activated.