München, 14th October 1904
Max Reger to Karl Straube
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- Max Reger
Mein liebster Carl!
Viel schönsten Dank für Deinen lieben Brief; aber, es wäre wahrscheinlich […]
- Schlichte Weisen op. 76
- Zehn Gesänge für Männerchor op. 83
- Variations and Fugue on an Original Theme in F sharp minor op. 73
- Twelve Pieces op. 80
- Eighteen Songs op. 75
- Gesang der Verklärten op. 71
- Violinkonzert A-dur op. 101
- Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Adam Hiller op. 100
- Sinfonietta A-dur op. 90
- Variationen und Fuge über ein Thema von Beethoven op. 86
Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 68–70
1.
München, Preysingstr. 1b
Mein liebster Carl!
Viel schönsten Dank für Deinen lieben Brief; aber, es wäre wahrlich nicht nötig gewesen, Dich extra für die Dedikation des Liedchens [Opus 76 Nr. 12] zu bedanken! Es macht mir Freude, wenn ich Dir u. Deiner Frau Gemahlin eine kleine Aufmerksamkeit erweisen kann! – Nun, vor Allem meine – d.h. unsere aufrichtigste Gratulation zum Bachfest; daß Du solch unleugbaren, aufrichtigen, nicht künstlich aufgebauschten enormen Erfolg gehabt hast, – das wußte ich ja schon vor dem Feste! Aber es hat mich d.h. uns nicht wenig gefreut, dies auch in den Kritiken zu ersehen! Nun Glück auf zur 2. derartigen Veranstaltung!
Daß Dir meine neuen Werke so gut gefallen, freut mich ungemein; hoffentlich finden meine 8 Männerchöre op. 83 u. die Variationen u. Fuge über ein Thema von Beethoven op. 86 für 2 Klaviere ebensosehr Deinen Beifall; ich werde letzteres Werk in dem Regerabend der Frl. Birgfeld am 17. November in Leipzig spielen, als Schlußnummer des Abends mit Frl. Birgfeld! Ich denke, daß der Regerabend (mit Liedern auch) eine ganz famose Vorbereitung zum 19. November ist, Gewandhaus op. 72 [Violinsonate C-dur]! Op. 86, das ich am 22. Oktober hier in München mit Schmid-Lindner herausbringe, klingt famos. Apropos: Was Du mir über op. 75 schreibst, verstehe ich vollständig; bedenke, op.75 ist vor einem Jahr geschrieben; ich hab’ in vollster Erkenntnis dessen, was Du über op.75 schreibst, mit Absicht, das Gegenmittel „Schlichte Weisen“ eingenommen! Und kurzum: meine demnächstigen neuen Lieder werden Dir sicherlich den Beweis bringen, daß ich auch das, woran op.75 „krankt“ in einzelnen Liedern vollständig überwunden habe! Dessen kannst Du ganz sicher sein!
Die Orgelvariationen op. 73 sind ja sehr schwer; allein ich weiß es, daß Du darüber Herr wirst. Nun bin ich überm 4. u. letzten Satz der „Sinfonietta“ [op. 90], die ich dann Ende Januar 1905 an Lauterbach u. Kuhn sende! Mit diesem Werke führe ich mich unbedingt nur auf das Vorteilhafteste als Orchestercomponist ein! In der Saison 1905/1906 – also nächste Saison – garantiere ich Dir sicher 25 Aufführungen dieses Werkes!
Bin ich mit der Sinfonietta fertig, so schreibe ich ein Violinconcert [op. 101] für Herrn Marteau u. dann „Variationen für Orchester“ über ein Thema von Adam Hiller [op. 100]! Ich hab da nämlich ein entzückendes Rokokothema von Hiller, die geradezu nach Variationen schreien! ich will da duftigste Gestalten aus dem „Mozartischen“ Thema herausblühen lassen u. hoffe damit einen „Schlager ersten Ranges“ zu thun!
Sodann: ich hab’ heute meinen „Gesang der Verklärten“ [op. 71], der nun in Correkturbogen vor mir liegt, durchgesehen – – mein lieber Carl – Dein Urtheil in allerhöchsten Ehren; aber ich hab’ heute die feste Überzeugung gewonnen, daß Du mit Deinem Urtheil über dieses Werk nicht ganz im Rechte bist! Ich hoffe sehr, wenn ich Dir in baldiger Zeit die Partitur vorlege, daß Du bei eingehendem Studium doch ein bischen [sic] anders urtheilen wirst!
Es geschehen Zeichen u. Wunder: Nachdem Reimann schon letzten July 7 Stücke von mir gespielt hat, hat er am 13. Oktober aus op. 80 mehreres gespielt!
Hier in München ist’s immer das gleiche Bild: es wird kräftiglich weiter gewütet gegen mich! Aber am 22. Oktober bringen wir op. 34 [Cinq Pièces pittoresques] u. 86! Am 30. Nov. bringen wir op.77a [Serenade D-dur], op.77b [Streichtrio a-moll] op.78 [Cellosonate F-dur] und op.81 [Bach-Variationen]! Wenn Schillings u. Thuille u. Louis vor Allem dann die Gelbsucht haben – mir kanns egal sein!
Wir freuen uns schon sehr, Dich u. Deine Frau Gemahlin in 4 Wochen in Leipzig wiederzusehen! Vom 25. Oktober – 29. Oktober bin verreist, spiele op. 72 in Genf u. Lausanne. Nun allerherzlichste Grüße von Haus zu Haus, besonders von
Deinem Max Reger
Anbei Kritik der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung vom 24. Sept. 1904. Bitte, setze doch alles dran, daß Schreck zum Totenfeste: „O wie selig seid ihr doch“ [WoO V/4 Nr. 2] u. „Vom Himmel hoch“ [WoO V/4 Nr. 1] zu Weihnachten macht!
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Max Reger to Karl Straube, München, 14th October 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007648.html, last check: 12th November 2024.
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