Paul Gerhardt

Correspondence, Dedicatee, Lyricist, Performer

Gender
male
Profession
organist
Birth
10th November 1867
Death
23rd September 1946
MRI-Identifier
mri_pers_00151

Name
Friedrich Ernst Paul Gerhardt
Used Name
Paul Gerhardt

References to Reger
    Correspondence, Dedicatee, Lyricist, Performer
References to others

1.

1.1.

Paul Gerhardt (1941), Fotografie mit eigenhändiger Widmung an  (»Paul Gerhardt | seinem lieben Gerhard [sic] Bunk | in dankbarer herzlicher | Verbundenheit zum 5. März 1941.«). – Privatbesitz, Abbildung mit freundlicher Genehmigung.
Paul Gerhardt (1941), Fotografie mit eigenhändiger Widmung an Gerard Bunk (»Paul Gerhardt | seinem lieben Gerhard [sic] Bunk | in dankbarer herzlicher | Verbundenheit zum 5. März 1941.«). – Privatbesitz, Abbildung mit freundlicher Genehmigung.

Paul Gerhardt, geboren am 10. November 1867 in Leipzig, war von 1888 bis 1892 Schüler des Leipziger Konservatoriums und studierte an der dortigen Universität Kunstgeschichte, Ästhetik und Philosophie. In den Jahren 1893–1898 wirkte er als Organist an der Marienkirche in Leipzig-Plagwitz. 1898 erhielt er eine Anstellung als Organist und Kirchenmusikdirektor an der Zwickauer St.-Marien-Kirche. Dort hielt er auch jedes Jahr eine Reihe von Orgelvorträgen. Des Weiteren gab er Orgelkonzerte, komponierte unter anderem Orgel- und Chorwerke, darunter eine Deutsche Passion, aber auch Klavierlieder. Sigfrid Karg-Elert widmete ihm 1910 Fantasie, Kanzone, Passacaglia und Fuge op. 85 Nr. 2 (die Nr. 1 ist Walter Armbrust dediziert). Gerhardt starb am 23. September 1946 in Oberhohndorf bei Zwickau.

1. Reger-Bezug

Paul Gerhardt gehört zu den frühen Interpreten Reger’scher Orgelwerke (siehe Aufführungen). Reger widmete ihm Ende 1899 seine Choralphantasie »Straf mich nicht in deinem Zorn!« op. 40 Nr. 2 und äußerte sich zunächst auch lobend über dessen kompositorisches Werk. Gemeinsam mit Richard Jung besuchte Gerhardt Reger 1900 in Weiden, um sich “authentischen Aufschluß über die Ausführung technisch verzwickter Stellen zu erbitten«,” 1 und gehörte dann zu den Organisten, “die sich intensivst mit meinen Sachen beschäftigen«.” 2 Das Verhältnis wurde freilich schon 1902 getrübt, als in einem Artikel des Kunstwarts Gerhardts Choralphantasie Aus tiefer Not schrei’ ich zu dir op. 1 Nr. 1 höher bewertet wurde als entsprechende Orgelwerke Regers: “Sie ist viel einfacher als Regersche Orgelmusik und steht doch künstlerisch darüber«.”

Als 1908 Paul Homeyers Stelle am Leipziger Konservatorium neu zu besetzen war, intervenierte Reger frühzeitig für seinen Freund Karl Straube 3 – und damit zu Ungunsten Gerhardts, der sich ebenfalls bewerben sollte.4

Dennoch arbeiteten Gerhardt und Reger 1911 (auf Initiative Regers) als gemeinsame Herausgeber eines Orgel-Albums nordischer Komponisten zusammen, wobei ihr persönliches Verhältnis über der Frage der Reihenfolge der Herausgebernamen abermals merklich Schaden nahm, wie Regers sarkastische Zustimmung zur Nennung Gerhardts an erster Stelle illustriert: “Ich möchte indes nicht verfehlen, Ihnen verbindlichst zu danken, daß Sie Sich nicht gescheut haben, mit mir das Orgelalbum zusammen herauszugeben u. dadurch Ihren illustren Namen mit dem vielgeschmähten, bei allen guten Musikern in Mißkredit gekommenen Namen Max Reger verbunden zu sehen.” 5 Nichtsdestotrotz nahm Gerhardt immer wieder Werke Regers in seine Konzertprogramme auf: “Anläßlich seines 50. Orgelkonzerts [1914] in der Marienkirche gab der Organist P. Gerhardt eine Übersicht über die von ihm in diesen Konzerten gespielten Werke, unter denen die von älteren Meistern natürliche eine sehr große Rolle spielen. […] Daß J.S. Bach am meisten vertreten ist, ergibt sich beinahe von selbst, ihm am nächsten kommt M. Reger.” 6


1
Lindner 1922, S. 184.
2
Brief Regers vom 13. Juli 1901 an Henri Hinrichsen, in Peters-Briefe, S. 51.
3
Reger berichtet Straube bereits am 30. März 1908, er habe Konservatoriumsdirektor Röntsch die Zusage abgenommen, »daß sie keinen Organisten an die Stelle Homeyers anstellen, ohne mich vorher gefragt zu haben!!!!!«; der Brief ist gezeichnet mit »Dein Max Reger | Intriguant und Direktor einer Agentur für Lehrerstellen am Conservatorium« (in Straube-Briefe, S. 148f.).
4
Gerhardt wurde Regers Eintreten für Straube hinterbracht, wohl in zugespitzter Form: »R. […] stellte sich als blinder Gefolgsmann Straubes immer mehr gegen mich u. verhinderte mit anderen Leipziger Geistern damals, daß ich als Nachfolger Homeyers wieder nach Leipzig berufen wurde. („Der kann sich die größte Mühe geben, der kommt nie wieder nach L.“ hat er in einer Unterrichtsstunde im Kons. vor seinen Schülern, darunter J. Haas, sich geäußert)« (Brief Gerhardts an Fritz Stein vom 24. April 1933, Abschrift im Max-Reger-Institut).
5
Brief vom 8. März 1912 an Paul Gerhardt, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresd. Aut. 396,6.
6
Notiz in der Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft 15. Jg. (1913/14), Nr. 6 (März-Heft 1914), S. 163.
Object reference

Paul Gerhardt, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00151.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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