Sophie Rikoff

Correspondence, Performer

Gender
female
Profession
singer
Birth
12th September 1873
Death
1st May 1941
MRI-Identifier
mri_pers_00167

Name
Sophie Rikoff
Used Name
Sophie Rikoff
Birth Name
Hellmuth
Further Names
Ottenstein ()

References to Reger
    Correspondence, Performer
References to others

1.

1.1.

Sophie Rikoff (undatiert), Fotografie Hermann Tietz, München. – Meininger Museen, Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv, Signatur: B 268. – Abbildung mit freundlicher Genehmigung.
Sophie Rikoff (undatiert), Fotografie Hermann Tietz, München. – Meininger Museen, Sammlung Musikgeschichte/Max-Reger-Archiv, Signatur: B 268. – Abbildung mit freundlicher Genehmigung.
Ansichtskarte mit Foto vom Starnberger See, die Reger am 22. September 1904 an Lauterbach & Kuhn sandte. Eingezeichnet ist die Gästevilla Rikoff (»Da, wo ich das Dach rot malte, wohnten wir«), Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 2622.
Ansichtskarte mit Foto vom Starnberger See, die Reger am 22. September 1904 an Lauterbach & Kuhn sandte. Eingezeichnet ist die Gästevilla Rikoff (»Da, wo ich das Dach rot malte, wohnten wir«), Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 2622.

Die (Mezzo-)Sopranistin Sophie Hellmuth wurde am 12. September 1873 in München geboren. Sie war Schülerin von Emilie Kaula1 und machte sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Münchner Kulturleben einen Namen als Konzertsängerin. Über den Verlauf ihrer Karriere nach ca. 1907 ist nichts bekannt. Sie war zunächst mit dem Landschaftsmaler Theodor Rikoff verheiratet, ab 1917 mit dem Nürnberger Unternehmer Max Ottenstein, mit dem sie 1932 nach Garmisch-Partenkirchen zog und 1938/39 über München nach Schaan in Liechtenstein emigrierte.2 Sophie Ottenstein starb am 1. Mai 1941 nach einem Schlaganfall im Spital von Grabs (Schweiz).

Rezensionen der Zeit stellen mehr ihre interpretatorischen als die stimmlichen Qualitäten heraus: “Ihr Organ ist bei stärkerer Anspannung von etwas begrenzter Ausgiebigkeit und Ausdrucksfähigkeit, aber sie singt mit Geschmack und bringt namentlich zarter gestimmte Sachen entsprechend zur Geltung.” (Arthur Hahn in der Münchner Zeitung). Insbesondere durch ihre künstlerische Verbindung zu Reger (s.u.) wurden ihr auch einige auswärtige Konzerte vermittelt. So konzertierte sie u.a. im Februar 1905 in Berlin. Ernst Otto Nodnagel schrieb in der Allgemeinen Musik-Zeitung: “Frl. Sofie Rikoff besitzt einen sympathischen Mezzosopran, dessen technische Behandlung allerdings noch mancherlei zu wünschen übrig läßt. Vokalisation und Sprachbehandlung sind lobenswert, die junge Sängerin hat aber noch nicht verstanden, ihrem Mittelregister Resonanz zu geben; daher die gepreßten Töne in der Höhe, daher die häufige Unsicherheit im Erfassen des Tones. Sehr schön behandelt die Dame schon jetzt das Kopfregister.”3


1
Vgl. Rezension aus Der Sammler.
2
http://gapgeschichte.de/juden_in_gap_biographien/ottenstein_max.htm (zuletzt eingesehen am 20.11.2020).
3
Rezension in Allgemeinen Musik-Zeitung 32. Jg., Nr. 10 (10. März 1905), S. 189.

1. Reger-Bezug

Am 8. Februar 1903 schrieb Reger seinen Verlegern Lauterbach & Kuhn in Leipzig: “Nächsten Sonntag lerne ich eine Sängerin kennen, die so musikalisch sein soll, daß sie alle meine Lieder ohne Intonationsfehler vom Blatte gesungen haben soll” (Brief). Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Sophie Rikoff, mit der Reger bald darauf eine künstlerische Zusammenarbeit einging. Am 8. April desselben Jahres ließ er ihr eine Liste seiner Lieder zukommen, knapp drei Wochen später folgten zwei Einzelnummern aus den Siebzehn Gesängen op. 70, zu denen er erklärte: “„Der Bote“ [Nr. 14] möglichst zart u. heimlich (die hohen Töne alle mit Kopfstimme; nur am Schluß bei „ich solle grüßen“ mit voller Stimme molto espressivo. „Hoffnungstrost“ [Nr. 10] sehr übermütig u. lebhaft.”1. Am 8. Mai brachte Rikoff im »Bayerischen Hof« in München u.a. diese beiden Lieder, begleitet von Reger, zur Aufführung. In den nächsten Jahren folgten einige weitere gemeinsame Auftritte, u.a. in Berlin und Koblenz, wobei Reger der Sängerin zu Probezwecken auch Manuskripte noch nicht gedruckter Lieder überließ.2 Als Reger 1905 Dirigent des Porges’schen Chor-Vereins wurde, trat Rikoff ebenfalls in den Verein ein3 und sang bei dessen zweiten (und unter Regers Leitung letzten) Konzert im März 1906 das Sopran-Solo in der Choralkantate »O Haupt voll Blut und Wunden« WoO V/4 Nr. 3.

Reger förderte die Karriere Rikoffs, die er als “eminent musikalische Sängerin”4 pries, u.a. durch Vermittlung von Konzerten sowie Empfehlung bei der Konzertagentur Hermann Wolff in Berlin.5

Das Ehepaar Reger pflegte zu Sophie und Theodor Rikoff auch freundschaftliche Kontakte und wurde mehrfach in deren Gästevilla in Berg am Starnberger See eingeladen. Im Juni 1904 probte Reger dort mit Sophie Rikoff “das ganze op 756 und verbrachte mit seiner Frau den gesamten Sommer in der Villa, in der auch seine Beethoven-Variationen op. 86 entstanden. Begeistert schrieb er an Karl Straube: “Wir wohnen hier in einem kleinen Häuschen ganz für uns! Nämlich, wir brauchen keinen Pfennig Miethe zu zahlen! Rikoff, den Du ja auch kennst, hat uns seine 2. kleine Villa völlig kostenlos zur Verfügung gestellt!”7. Reger widmete Sophie Rikoff Dämmer (Nr. 4) und Wäsche im Wind (Nr. 8) aus den Achtzehn Gesängen op. 75; das Opus 86 ist “Herrn Theo Rikoff zugeeignet” (Dedikation auf Stichvorlage).


1
Brief vom 28. April 1903, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 277.
2
“Ich bitte Sie, sehr verehrte gnädige Frau, mir die 2 „Schlichten Weisen“ [aus op. 76 Bd. I] (Manuskript) welche Sie haben, […] zurückzusenden, da die Dinger schleunigst in Druck sollen!” (Brief vom 23. Mai 1904, ebda., Signatur: Ep. Ms. 288).
3
“Mein Mann freut sich sehr, daß Sie in den Porges-Verein eintreten wollen.” (Postkarte Elsa Regers vom 4. Oktober 1905 an Sophie Rikoff, ebda., Signatur: Ep. Ms. 303).
4
Brief vom 20. Juli 1903 an Lauterbach & Kuhn, in Lauterbach & Kuhn-Briefe 1, S. 184.
5
Vgl. Brief Elsa Regers vom 1. Januar 1905 an Sophie Rikoff, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 297.
6
Postkarte Regers vom 13. Juni 1904 an Lauterbach & Kuhn, in Lauterbach & Kuhn-Briefe 1, S. 329.
7
Brief ohne Datum [12. August 1904], in Straube-Briefe, S. 62. – Zur Identifizierung der 2. kleinen Villa” siehe Christian Lehmann, »Hoch lebe dies Haus!«, in ders., Blauer Himmel Blaue Wogen. Musikgeschichte am Starnberger See, Starnberg 2020, S. 87–92.
Object reference

Sophie Rikoff, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00167.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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