München, 8th February 1903
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 135
- Max Reger
Herren Lauterbach & Dr Kuhn
Leipzig
Rossstrasse 18
Meine sehr verehrten Herren!
Dieser Brief richtet sich, da ja Herr Dr Kuhn verreist ist […]
der Brief wurde am 9. 2. 1903 abgeschickt (vgl. Postbucheintrag)
Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 91–93
1.
München, Wörthstraße 20
8. Februar 1903
Meine sehr verehrten Herren!
Dieser Brief richtet sich, da ja Herr Dr Kuhn verreist ist, hauptsächlich an Sie, sehr geehrter Herr Lauterbach u. bitte ich Sie 1) freundichst entschuldigen zu wollen, daß ich erst heute schreibe – allein meine viele viele Arbeit 2) bitte ich Sie, diesen Brief gut aufzuheben und Herrn Dr Kuhn nach seiner Rückkunft lesen zu lassen.
1) Finden Sie anbei den Contrakt nebst Verlagsschein op 69 betreffend unterschrieben. Dies ist also alles in Ordnung!
2) Kritiken! Ich muß da bemerken, daß Frl Vollmar bei der „Freundlichen Vision“ [op. 66 Nr. 2] derart aufgeregt war, daß sie dieses Lied vollständig verdarb; deshalb auch die Kritik in den Neuesten Nachrichten, welche Sie betr. Freundlicher Vision sicher sehr amüsieren wird. Denn es ist doch unerhört, daß sich ein Kritiker so verrennen kann als mit Freundlicher Vision. Dagegen hat Herr Bergen in Augsburg am 4. Febr. famos gesungen, u. machte er mit meinen „Freundliche Vision [op. 66 Nr. 2], Viola d’amour [op. 55 Nr. 11], Sehnsucht [op. 66 Nr. 1], Frauenhaar[“] [op. 37 Nr. 4] derartigen großen Eindruck, daß der Vorstand des Oratorienvereines Augsburg sofort nach dem Concerte beschloß ein Orgelconcert mit nur Reger zu machen, welches Concert nun jetzt nicht gleich ist, da Herr Straube augenblicklich nicht kann! Also – aber es kommt. Sodann bitte ich Sie die beiliegende Zeitschrift Organum Seite 46 zu lesen!
Die neueste „Musikwoche“ hat die famose Kritik aus Münchener Allgemeiner-Zeitung über den Liederabend Dessoir in letzter No abgedruckt!
Den Artikel in den „Signalen“ habe ich gelesen – nun derselbe ist herzlich oberflächlich! Was der Herr Ungünstiges behauptet, beweist er einfach nicht! Ich will für seine Behauptungen Beweise sehen – aber die fehlen vollständig! Für jeden Fall aber bedeutet der Artikel für mich wieder einen großen Schritt nach vorwärts; denn es werden sich viele Sänger auf denselben hin meine Lieder ansehen u. singen! Und wenn die Lieder mal gesungen werden, dann ist mir nicht im Geringsten angst mehr!
Anbei finden Sie Programm u. sämtliche Liedertexte zum Hessliederabend am 27. Februar in Leipzig; es ist dasselbe Programm wie Berlin 2. März, für welch letzteres Concert ich Programm u. Text extra an Herrn Hess sende. Bitte, setzen Sie den „Kopf“ des Programms fest; ich verlasse mich da ganz u. gar auf Sie u. bitte ich Sie, da alles mit Herrn Dr Kuhn beraten zu wollen, damit da alles wegen der Liederabende in Ordnung ist! Auch bitte ich Sie Reklame in ausgiebigstem Maße machen zu wollen in Gestalt von Vornotizen in den Leipziger Blättern; Kritiken über meine Lieder, die Sie dazu verwenden können, haben Sie ja genug; haben Sie also die Güte, Sich mit Herrn Dr Kuhn zu beraten u. ja alles freundlichst thun zu wollen, damit unser Concert am 27. Februar zu einem erfolgreichen wird; es darf da nichts versäumt werden.
Ferner bitte ich Sie sehr, mir recht bald genau die Adresse desjenigen Concertagenten mittheilen zu wollen, der das Arrangement für den Liederabend Hess am 27. Februar in Leipzig (Hotel de Prusse-Saal) über hat; bitte sehr um baldige Mittheilung der genauen Adresse dieses Concertagenten! Nehmen Sie, sehr geehrter Herr Lauterbach, meinen allerbesten Dank im Voraus entgegen für alles, was Sie für meine Werke thun u. die Concerte; u. haben Sie die Freundlichkeit, diesen meinen wärmsten Dank auch Herrn Dr Kuhn übermitteln zu wollen!
Nächsten Sonntag lerne ich eine Sängerin kennen [verm. Sophie Rikoff], die so musikalisch sein soll, daß sie alle meine Lieder ohne Intonationsfehler vom Blatte gesungen haben soll; in Augsburg hörte ich von Prof Weber, dem Dirigenten des Oratorienvereines, daß sie außergewöhnlich intelligent sein soll; ihr Mann bot mir schon an, daß seine Frau nächste Saison einen ganzen Abend nur Reger-concert hier singen will.
Daß in Basel dieses Jahr beim Musikfest des Allgemeinen deutschen Musikvereines ein Orgelconcert mit nur Reger (Straube) definitiv ins Programm aufgenommen worden ist, wissen Sie wohl schon! Sie sehen, es geht schon vorwärts! An mir liegt es gewiß nicht; ich thu alles, um meine Sachen durchzudrücken, u. es wird mir auch sicherlich gelingen, so daß Ihr Contract mit mir sich zu einem sehr lukrativen Unternehmen für Sie sich auswachsen muß; zudem muß ich nochmals betonen, daß ich noch nicht 30 Jahre alt u. nach kürzlichster Versicherung des Arztes, der mich Behufs Aufnahme in die Lebensversicherung untersuchte, ich absolut ganz u. gar gesund bin, so daß Sie also aller menschlichen Berechnung nach mindestens 60–70 Jahre das alleinige Verlagsrecht über meine Werke haben werden.
Nun bitte ich Sie nochmals wegen der Concerte alles bestens ordnen zu wollen; viel schönsten Dank im Voraus für Ihre Mühe!
Nun schönste Grüße u. Empfehlungen an Sie, Ihre sehr verehrte Frau Gemahlin, Herrn Dr Kuhn und Freund Straube von meiner Frau u. mir!
Ihr herzlichst ergebenster
Max Reger
Bitte sehr, diesen Brief Herrn Dr Kuhn lesen zu lassen u. mir alle Fragen dieses Briefes baldmöglichst freundlichst beantworten zu wollen! Wie geht’s Ihrem Söhnchen? Doch recht gut? Beste Wünsche zu seinem Gedeihen! Auf Leipzig, Berlin-Concerte freue ich mich!
Nun Adieu, schönste Grüße u. schreiben Sie mir bitte recht balde!
Object reference
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 8th February 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005269.html, last check: 23rd November 2024.
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