Siegfried Ochs
Dedicatee, Performer
1.
1.1.
Siegfried Ochs1 wurde am 19. April 1858 in Frankfurt a.M. geboren. Er begann zunächst ein Chemiestudium in Heidelberg, 1878 wechselte er an die von Joseph Joachim geleitete Königliche Hochschule für Musik in Berlin. Dort geriet er bald mit seinen Lehrern in Konflikt und musste schließlich das Institut ohne Abschluss verlassen. Friedrich Kiel, erster Kompositionslehrer der Hochschule, gab ihm jedoch weiterhin privaten Unterricht. 1882 gründete er den »Ochs'schen Gesangverein«, aus dem 1888 der bis heute bestehende Philharmonische Chor hervorging. Ochs leitete und organisierte die Auftritte des Chores bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Nach der Übernahme des Ensembles durch die nun reformierte »Staatliche akademische Hochschule für Musik« (Leitung: Franz Schreker) erhielt er ebendort eine Professor sowie die Leitung einer Oratorienklasse.
Von 1923 bis 1928 entstand seine schließlich vierbändige Reihe Der deutsche Gesangverein für gemischten Chor, ein erstes Standardwerk der Chorleitung aus historischer und probenpraktischer Perspektive. 1922 veröffentlichte er außerdem seine Lebenserinnerungen Geschehenes, Gesehenes. Ochs ist noch heute mit seinen parodistischen Variationen über ’S kommt ein Vogel geflogen (1878) im Konzertsaal präsent. Er starb am 6. Februar 1929 in Berlin.
1. Reger-Bezug
Wohl auf Aufführungen hoffend, widmete Reger Siegfried Ochs und dessen Philharmonischem Chor das Abendlied (Nr. 2) aus den im April 1900 erschienenen Drei Chören für sechsstimmigen gemischten Chor op. 39. Das Stück gelangte jedoch nicht in die Programme des Chores. 1901/02 leitete Ochs den Porges'schen Gesangverein in München, dessen Konzerte Reger nachweislich besuchte und den er 1905/06 für eine Saison leiten sollte. Möglicherweise kam es in dieser Zeit bereits zu einer ersten Begegnung; belegt ist eine solche in jedem Fall für den August 1905, als Ochs Reger an dessen Urlaubsort in Kolberg besuchte.1 Beide kamen auch anlässlich des Tonkünstler-Festes des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Zürich 1910 zusammen. Ochs wohnte der Aufführung von Regers 100. Psalm op. 106 bei; ein halbes Jahr später, am 16. November, brachte er dieses Werk selbst mit seinem Chor erstmals in Berlin vor das Publikum. Reger, der sich während der Vorproben mit Ochs getroffen hatte2, sprach brieflich seine »aufrichtigste Bewunderung für die unvergleichliche Aufführung des Psalms« aus und begeisterte sich an der Idee des Dirigenten, “die „Nonnen“ [op. 112] u. den Psalm an einem Abend zu machen” 3. Der Plan kam jedoch nicht zur Ausführung.
Über den 100. Psalm schrieb Ochs am Ende seiner Reihe Der deutsche Gesangverein für gemischten Chor: “Das Werk gehört zu den sehr schwierigen. Man sollte es nur da ansetzen, wo eine große und gutgeschulte Chormasse zur Verfügung steht; andernfalls könnte es vorkommen, daß der Chor von dem stellenweise sehr stark auftretenden Orchester völlig an die Wand gedrückt wird. Die sorgfältigste Vorbereitung ist […] bei diesem Psalm unerlässlich. […] Wie bei fast allen neuzeitlichen Werken hat man auch bei diesem, wenn alle Forderungen der Partitur in Bezug auf die Sicherheit in den Noten und die Dynamik erfüllt werden, keine nachhelfende Arbeit mehr zu leisten. Retuschen oder Umlegungen der Stimmen, wie wir sie bei manchen Klassikern als vorteilhaft empfunden haben, kommen hier nicht in Frage.” 4.
Object reference
Siegfried Ochs, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00218.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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