Franz Xaver Haberl
Correspondence, Critic
1.
1.1.
Franz Xaver Haberl, geboren am 12. April 1840 im niederbayerischen Oberellenbach (heute zu Mallersdorf-Pfaffenberg gehörend), studierte u.a. Theologie und wurde 1862 in Passau zum Priester geweiht. Bei all seinen späteren Ämtern spielte die Musik eine zentrale Rolle, etwa als Organist der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom (1867–1870) und als Domkapellmeister in Regensburg (1871–1882). In Rom betrieb Haberl zugleich musikwissenschaftliche Studien, in Regensburg gründete er 1874 die heutige Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik. Sein 1864 erschienener Magister Choralis, eine “theoretisch praktische Anweisung zum Gregorianischen Kirchengesange”, empfahl ihn für die Neuausgabe der offiziellen römischen Choralbücher (ab 1871). Bei der Palestrina-Gesamtausgabe hatte er ab 1878 (beginnend mit Bd. 10) die Leitung inne, 1894 begann er gemeinsam mit Adolf Sandberger die Lasso-Gesamtausgabe. 1889 wurde Haberl stellvertretender Generalpräses des Allgemeinen deutschen Cäcilien-Verbands, dessen Kalender (ab 1886 Kirchenmusikalisches Jahrbuch) er bereits seit 1876 (bis 1907) herausgab, und damit u.a. Schriftleiter der Musica sacra. 1899 schließlich wurde Haberl zum Generalpräses des Cäcilien-Verbands gewählt und damit auch Herausgeber der Fliegenden Blätter für Katholische Kirchenmusik (= Cäcilienvereins-Katalog), welche die Bewertung neuer kirchenmusikalischer Werke zur Aufgabe hatte. “In seiner immer konservativer werdenden Haltung lehnte er schließlich jegliche Chromatik und „Unkirchlichkeit“ in Musik und Text ab, was unter anderem zum Bruch mit dem lange Zeit geschätzten Joseph Rheinberger […] führte und sogar soweit ging, dass Haberl aus seinem eigenen Liederrosenkranz (1866) für die Neuausgabe 1898 sämtliche „profanen“ Stücke und Passagen entfernte.” 1 Franz Xaver Haberl starb am 5. September 1910 in Regensburg.
1. Reger-Bezug
Publizistisch kam Haberl wohl im Jahr 1900 erstmals mit Musik Regers in Kontakt, als er in der Musica sacra die von Franz X. Engelhart herausgegebene Sammlung Marienlob rezensierte und zu dem Schluss kam, dass die beiden darin veröffentlichten Werke von Joseph Renner jun. (Gnadenmutter, höre mich) und Reger (Maria, Himmelsfreud WoO VI/12) für den Gottesdienst ungeeignet seien (siehe Rezeption). Auch in dem von Haberl verantworteten Cäcilienvereins-Katalog erhielt das Marienlob nur unter Ausschluss dieser beiden Werke gnädige Aufnahme (siehe Rezensionen). 1902 hatte Reger dann mit seinen Leicht ausführbaren Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauche op. 61 mehr Glück bei Haberl, der sie nicht nur in der Musica sacra wohlwollend besprach (Rezension), sondern auch ihre Aufnahme in den Cäcilienvereins-Katalog befürwortete. Dies hielt Haberl jedoch nicht davon ab, wenig später Regers Monologen op. 63 in einer nicht gezeichneten Rezension “im Hinblick auf die Königin der Instrumente, welche in der Kirche das Schöne, Erhabene, Heilige, Erschütternde, Ergreifende, nicht aber das Häßliche, den Zwiespalt eines nach Erlösung und Frieden vergeblich ringenden Menschen öffentlich und subjektiv darzustellen bestimmt ist”, die Existenzberechtigung im Gotteshaus abzusprechen. Reger erlaubte sich daraufhin den Spaß, sich gegenüber Haberl – wohlwissend, dass dieser selbst der Rezensent gewesen war1 – über “diese sich durch seltene Oberflächlichkeit auszeichnende Kritik” zu mokieren, ihm zu empfehlen, “den Herren von einer weiteren Mitarbeiterschaft an Musica sacra zu entbinden”, und abschließend zu versichern, “daß ich mich über die Besprechung nicht alteriert habe u. ich nur sehr bedaure, daß Sie meine Monologe nicht besprochen haben” (Brief vom 15. Oktober 1902).
Object reference
Franz Xaver Haberl, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00739.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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