Richard Wagner
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Im Sommer 1888 wurde Reger von seinem Patenonkel Johann Baptist Ulrich ein Besuch der Bayreuther Festspiele ermöglicht, bei dem er den Aufführungen des Parsifal und der Meistersinger von Nürnberg beiwohnte. Richard Wagners Musik beeindruckte den 15-Jährigen, der nie zuvor ein großes Orchester gehört hatte, tief und weckte in ihm den Entschluss, Musiker zu werden. Ihren Niederschlag muss die jugendliche Wagner-Begeisterung bereits in der verschollenen Ouvertüre h-moll (WoO I/1) gefunden haben. Hugo Riemann, Regers späterer Lehrer, kommentierte sie mit den viel zitierten Worten: “Bayreuth ist Gift für ihn” und empfahl als Gegenmittel das Studium der Werke Bachs und Beethovens.(Brief vom 26. November 1888 an Lindner) Reger dankte Riemann dafür, ihm “den rechten Weg gewiesen zu haben”,1 und verwirklichte mit seinem Largo D-dur für Klaviertrio (WoO II/3) dessen Bemühen, “alle Wagnerschen Einflüsse zu verdrängen” 2.
Die spätere Emanzipation von Riemann machte eine neuerliche und differenzierte Annäherung Regers an Wagners Musik wieder möglich, welche mit seiner Bach-Verehrung durchaus zu vereinen war. Die Choralvorspiele Bachs bezeichnete er in der Vorrede zu ihrer von ihm 1900 herausgegebenen Klavierbearbeitung (RWV Bach-B4) gar als “symphonische Dichtungen en miniature […] von einer Tiefe, Genialität der Textauffassung, die geradezu an R. Wagner’s grandiosen Styl erinnert”. Obgleich Reger insbesondere gegenüber der Oper skeptisch blieb, zählte er Wagner stets zu den von ihm bewunderten und akzeptierten “großen Meister[n], die heißen: Bach, Beethoven, Mozart, Schubert, Schumann, Brahms, Richard Wagner, Richard Strauss”.3 Zutiefst zuwider war ihm hingegen ein unreflektiertes Wagner-Epigonentum der jüngeren Generation. Vor allem handwerklich unsolide gearbeitete symphonische Dichtungen waren oft Stein des Anstoßes für seinen Unmut über “all den Wust der mißverstandenen Wagneritis u. Straußomanie”.4
Reger bewahrte sich ein respektvolles Verhältnis zu Wagner, ohne jedoch seine ästhetische Distanz zu leugnen. Noch 1906 bekundete er: “Es ist […] grundfalsch, wenn man mir nachsagt: ich wäre Antiwagnerianer! Im Gegenteil, ich bin glühender Wagnerianer – allerdings, ich stehe diesem riesigen, riesigen Berge resp. Gipfelpunkt Wagner nicht so nahe, wie üblich, bin aber gerade dadurch vielleicht mehr im Stande die kolossale Größe u. Höhe dieses Gipfelpunktes Wagner zu erkennen”.5
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Richard Wagner, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01044.html, last check: 21st November 2024.
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