Weiden, 30th March 1901

Max Reger to Josef Loritz

Object type
Letter
Date
30th March 1901 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
München,
Bayerische Staatsbibliothek,
Fasc. germ. 75, Nr. 18

Senders
  • Max Reger
Recipients
Joseph
Loritz

Incipit
Lieber Freund!
Anbei die Hugo Wolf Lieder (die aber eigentlich nicht mir, sondern meinem Onkel […]

Regesta
sendet dem E. Hugo Wolf-Lieder • freut sich, dass der E. in dem deutsch-amerikanischen Konzert auch Reger-Lieder singen möchte • bemüht sich um Engagements für den E. bei Straube und bespricht auch weitere Schritte, um seine Karriere zu fördern • bittet den E. um die Zusendung von Kritiken • berichtet von geplantem Umzug nach München im Herbst und bittet den E., nach einer Wohnung Ausschau zu halten • beginnt in 14 Tagen mit der Komposition eines neuen Orgelwerkes [op. 57] • hat gerade ein Lied beendet und plant noch 3 weitere [op. 55] • reagiert verärgert auf das Schweigen von Herrn Gura und droht mit dem Entzug einer geplanten Widmung • ist mit der Idee von Hösl ein Osterkonzert zu veranstalten nicht zufrieden • teilt mit, dass Riemann Universitätsprofessor in Leipzig geworden ist • ist gespannt auf die Auswahl der Hugo-Wolf-Lieder durch den E.
Remarks

Publications

1.

Weiden, 30. III. 1901.

2.

Lieber Freund!
Anbei die Hugo Wolf Lieder (die aber eigentlich nicht mir, sondern meinem Onkel (J. B. Ulrich) in Wien gehören!) Ich denke, Du wirst darin eine Masse finden! Daß Du in dem „internationalen“ deutsch-amerikanischen Konzert was von mir singen willst, freut mich sehr, besten Dank dafür!
Ob Ende April so ungünstig ist, das vermag ich von hier aus nicht zu beurtheilen! An Straube habe ich geschrieben; er schrieb mir, daß es diese Saison ihm leider unmöglich ist, Dich zu engagieren; es thut mir dies sehr leid – allein man muß bedenken, daß Straube diesen Winter schon schönes Geld hineingesteckt hat! Seine (auf seine Kasse!) Symphoniekonzerte mußte er aufgeben mit großem Defizit! Er ist aber sicher, daß er Dich nächste Saison engagiert!
Die Sache mit Heidelberg finde ich für Dich äußerst günstig; sehr famos; das wird Dir sehr nützen! Offen gestanden, Du machst schneller Carriere, als ich es selbst zu hoffen wagte! Beste Gratulation dazu! Es wird aber gut sein, wenn Du dem „Allgemeinen Deutschen Musikverein (dessen Tonkünstlerfest eben alle Jahre – dieses Jahr in Heidelberg ist) als Mitglied beitrittst! (Du mußt da an Breitkopf u Härtel in Leipzig schreiben u. Deinen Beitritt erklären; er kostet 15 M; Du brauchst dann bis August 1902 nichts mehr zu bezahlen u. von da ab 6 M pro Jahr!) (Leßmann ist Schriftführer!) Nämlich, ich rathe Dir deshalb, damit „aus dem Vorstande heraus“ Dir wegen Deines Auftretens in Heidelberg keine Schwierigkeiten gemacht werden können, was – (ich bitte á discretion) unter Umständen möglich ist, wenn Du Nichtmitglied bist! Du wirst in Heidelberg bei dieser Gelegenheit BACH op 46 (für Orgel) von Straube nochmals hören! Daß die Akademie dich protegiert, ist sehr erfreulich! Bei mir thut sie das nicht, da ich zu revolutionär – musikalisch bin! Die Kritik aus Neueste Augsburger Nachrichten würde ich sehr gerne „befördern“, muß Dich aber bitten, mir dieselbe gedruckt in 3 Exemplaren zu senden – nämlich, man steht dem Redakteur anders gegenüber; er hat es dann „schwarz auf weiß“ gedruckt, daß ich der Sache kein Wort hinzugefügt habe. Man kann da nämlich nicht vorsichtig genug sein – es gibt infame Menschen! Also sende mir bitte die Kritiken – das Weitere veranlasse ich dann sofort! Bitte sehr auch die Neue Augsburger Zeitung mir senden in 3 Exemplaren! Hast Du keine Kritik aus Dortmund? Das Sammeln der Kritiken ist gut!
Nach München werden wir voraussichtlich im Herbste kommen. Sehe Dich mal gelegentlich nach einer Wohnung um; wie groß, wie viel Zimmer u. Preis! (Wenn Du zufällig was erfährst!)
Daß bei Dir alles wohl ist, freut uns alle sehr.
Du, in 14 Tagen geht’s über ein neues Orgelwerk [Opus 57]; mache Dich auf was gefaßt!
Gestern habe ich wieder ein Lied geschrieben; nun sind 12 fertig; es kommen noch 3 dazu! [Opus 55]
Was ist mit Gura! À discretion: Wenn Herr Gura es nicht der Mühe wert findet, auf meine 2 so sehr höflichen Briefe zu antworten, dann fällt es mir nicht ein, ihm 15 Lieder zu widmen! Bitte, „horche“ ihn mal ein bißchen aus u. theile es mir baldigst mit; es wird Zeit nun endlich. Hösl ist großartig; vor 8 Tagen ließ er mir durch einen Freund mittheilen, daß er beabsichtigt hier in Weiden ein Konzert zu geben am Ostermontag; ich schrieb an Hösl sogleich Karte – bin natürlich ohne Antwort! – Na, kommt er vielleicht am Gründonnerstag mit der Sache daher! Recht ärgerlich! Bitte, rede ihn deshalb nicht an!
Riemann ist Universitätsprofessor in Leipzig geworden, nachdem er 6 Jahre Privatdozent war!
So, nun wird’s Zeit zum Schließen! Bitte, gib mir recht balde Nachricht, ob Du die Hugo Wolflieder erhalten hast! U. sende mir die Kritiken (Augsburg, Dortmund)
Nun die besten Grüsse von
uns Allen an Dich, Deine
sehr verehrte Frau Gemahlin
u. die Kleinen
mit besten Grüssen,

Dein
aufrichtigst ergebenster
Max Reger.

Ich muß heute Stimmen schreiben; ein wundervolles Vergnügen! Ich bin gespannt, welche Lieder von Wolf Du da auswählst!

Object reference

Max Reger to Josef Loritz, Weiden, 30th March 1901, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006968.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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