München, 22nd November 1901

Max Reger to Berthold Rebitzer

Object type
Letter
Date
22nd November 1901 (source)
Sent location
München
Source location
DE,
München,
Bayerische Staatsbibliothek,
Autogr. Reger, Max

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Freund!
Du wirst wahrscheinlich schon etwas böse sein, daß ich Dir noch […]

Regesta
dankt für Gratulationskarten • freut sich, dass der Stammtisch in Weiden noch an ihn denkt • erzählt, bereits ein wenig die Musiker zu verschrecken • bekundet, jedoch »in anderen geistig höherstehenden Musiker- und Künstlerkreisen mehr Anerkennung« zu besitzen • erzählt, einen »„deutschen Festabend“« begleiten zu müssen: »es ist eine eminent patriotische Geschichte mit allem möglichen Zeug und entsetzlich teuren Eintrittspreisen!« • weist auf einen Reger-Abend am 4. 1. 1902 mit Ludwig Hess und einen mit Joseph Loritz hin • gibt weitere Konzerttermine bekannt • erzählt, von mehreren Leipziger Verlegern »Verlagsanerbieten« bekommen zu haben • berichtet, viele Konzerte zu besuchen • erzählt: »Schüler habe ich 2; 1) die Tochter des berühmten Bildhauers Hildebrand 2) einen sehr begabten jungen Componisten« • ist mit dem Stundenhonorar zufrieden • witzelt über die rigide Kleiderordnung in München
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, hrsg. von Else von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 91f.

1.

München, Wörthstr. 35 I
22. Nov. 1901.

Lieber Freund!

Du wirst wahrscheinlich schon etwas böse sein, daß ich dir noch nicht schrieb, dir auch noch nicht dankte für deine 2 Gratulationskarten – bitte verzeih, ich habe eben eine Unmasse zu thin! – Also besten Dank für die 2 Karten! es hat mich sehr gefreut, daß der Stammtisch in Weiden meiner gedenkt.

– Nun ja; hier wären wir – das ist wenigstens schon erreicht, daß man in Musikerkreisen hier schon erbärmlich auf mich schimpft – d.h. eben solche, denen etwas »angst« ist, weil ich nun hier bin – allein das macht nichts; dagegen habe ich in anderen, geistig höher stehenden Musiker-, resp. Künstlerkreisen mehr Anerkennung! Was nun letztere betrifft, so wird man darum sehr kühl! Wenn man weiß, was man will, so ist es einem oft recht »schnuppe«, was der andere dazu sagt – wenigstens schaut man sich einen solche dann vorher an u. sieht zu, ob der Mann überhaupt urtheilskräftig ist –: Nur, da sieht es oft böse aus, das Cliquenwesen ist hier sehr, sehr ausgebildet, worum ich mich aber nicht kümmer. Nun genug davon.

Heute abend habe ich im »Deutschen Festabend« den alten Gura zu begleiten; na, das wird ein großer Radau werden; es ist das ja eine eminent patriotische Geschichte mit allem möglichen Zeug u. entsetzlich teuren Eintrittspreisen! Sonst ist voraussichtlich: am 4. Januar ein Liederabend des ausgezeichneten Sängers Hess mit mehreren Reger-Liedern, den ich begleiten werden, dann ebenfalls anfangs Januar ein Boehe-Reger-Liederabend [verschoben auf Februar], den Loritz singt, wo ich wieder begleiten werde, dann gibt eine Pianistin aus Cöln anfangs Januar einen Klavierabend, wo sie viel von mir spielen wird u. einmal werde ich noch diesen Winter bei Hösl Quartettconcert spielen. In Frankfurt a/M soll ich mit Prof. Heermann spielen diese Saison; doch ist das noch nicht ganz sicher. Das wäre so ziemlich der Speisezettel!

Vor mehreren Leipziger Verlegern bekam ich Verlagsanerbieten, welche ich acceptierte u. meine dementsprechenden Forderungen stellte. Concerte gibt es ja gerade genug; ich besuche sehr viele, da mich ja die Sache nichts kostet u. man mir ja zu allen Concerten Karte schenkt! Schüler habe ich 2; 1) die Tochter des berühmten Bildhauers Hildebrandt 2) einen sehrbegabten jungen Componisten; die Stunden sind alle in meiner Wohnung; nicht viele Sachen nehme ich sonst an; man honoriert mir ja die Stunden sehr gut.

Wann kommst du mal nach München? Bitte, benachrichtige mich rechtzeitig, damit ich dich an der Bahn abholen kann. Es würde mich sehr, sehr freuen, wenn du mal auf einige Tage hierher kämest. Also nun los!

Zum Schluß; ich glaube, du müsstest lachen, wenn du mich hier meistens in Cylinder (Chapeau claque) herumrennen sähest, aber man ist hier, darin entsetzlich kleinlich.

Nun grüße mir bestens die Herren, sage den Herren meinen besten Dank u. sei besonders du aufs Allerherzlichste gegrüßt

von deinem
dir allzeit %
Max Reger.

Meine Eltern u. Schwester lassen dich bestens grüßen!

Object reference

Max Reger to Berthold Rebitzer, München, 22nd November 1901, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007036.html, last check: 21st November 2024.

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