Weiden, 12th January 1900

Max Reger to Josef Rheinberger

Object type
Letter
Date
12th January 1900 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
München,
Bayerische Staatsbibliothek,
Rheinbergeriana II

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Hochgeehrter Herr Geheimrath!
Verbindlichsten Dank für Ihren freundlichen […]

Regesta
freut sich über Annahme der Widmung des neuen Orgelwerks [Phantasie und Fuge für B-A-C-H op. 46] • berichtet, die Zusendung von [der Choralphantasie »Ein’ feste Burg ist unser Gott«] op. 27 und [der Phantasie und Fuge c-Moll] op. 29 veranlasst zu haben: »[Nach Lektüre] werden Sie finden, daß auch ich auf dem Standpunkt der wirklichen 4 oder 5stimmigen Polyphonie (Bach!) stehe« • verweist auf die bei Aibl erscheinenden Choralphantasien op. 40 • berichtet, dass die Orgelsonate op. 33 »mehr ein „romantischer“ Ausflug« sei • übersendet das Vierhändig-Arrangement von Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge e-Moll [BWV 548, aus: Johann Sebastian Bach. Ausgewählte Orgelwerke für Klavier vierhändig Bach-B2 Nr. 8] • verweist auf weitere Vierhändig-Ausgaben • ist sich bewusst, dass seine Orgelwerke gründliches Studium verlangen • bekundet: »ich habe seit 6 Jahren keine Orgel mehr geübt u. war letzten Herbst doch im Stande meine Orgelfantasie op 30 ohne Stockung zu spielen« • kündigt das baldige Erscheinen der Vier Sonaten op. 42 für Violine allein an und möchte dem E. davon ein Exemplar zusenden • wünscht das Urteil des E. zu op. 27 und 29 und bekundet: »Aber, wie sollte ich denn Ihre Ausführungen zu meinem op 33 übelnehmen! Das Werk ist sehr schwer richtig „genießbar“ zu machen u. gehört sich schon ein sehr geistvoller Organist dazu«
Remarks

die Vier Sonaten op. 42 für Violine allein erschienen im Mai 1900 bei Aibl


Publications

Mitteilungen des Max-Reger-Instituts 18. Heft (1971), S. 34f.

Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 40 (1942), S. 253f.

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz,
Allee 22, 12. Jan. 1900.

Hochgeehrter Herr Geheimrath!
Verbindlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief; es freut mich sehr, daß Sie die Dedikation eines größeren Orgelwerkes von mir [Opus 46] annehmen.
Unterdessen habe ich Herrn Rob. Forberg gebeten, Ihnen meine opera 27 u. 29 zuzusenden u. werden Sie selbe schon erhalten haben; in diesen 2 Orgelwerken wie in der bei Aibl erscheinenden Orgelfantasie über „Freu dich sehr, o meine Seele“ [op. 30] werden Sie finden, daß auch ich auf dem Standpunkte der wirklichen 4 oder 5stimmigen Polyphonie (Bach!) stehe, u. sind meine demnächst ebenfalls bei Aibl erscheinenden 2 Orgelwerke op. 40a u. b (Phantasien über Wie schön leucht’t uns der Morgenstern“ u. „Straf mich nicht in Deinem Zorn“) wieder im Style meiner opera 27, Opus 29 etc. Die Sonate op 33 ist mehr ein „romantischer“ Ausflug meinerseits u. stehe ich vollkommen, was Orgelsachen anbelangt, auf den Prinzipien, welche einem das Studium Bach’s lehrt.
Ich gestatte mir Ihnen mit diesem Briefe eine 4händige Übertragung der Bach’schen Emoll-Fuge u. Präludium [RWV Bach-B2 Nr. 8] zu senden, aus dem inneren Titel werden Sie ersehen, daß schon eine ganze Reihe derartiger 4händiger Arrangements von mir erschienen sind; ebenfalls bei Augener gab ich heraus Bach’sche Orgelwerke für 2 Hände (Klavier) übertragen [RWV Bach-B1] (Sehr schwer!). Augener hat noch einige 4händige Arrangements (Bach) im Manuskript von mir.
Daß meine Orgelsachen nicht leicht sind, das ist mir selbst schon zur Überzeugung geworden; allein, ich denke bei gründlichem Studium wird man die Schwierigkeiten schon überwinden können; ich habe seit 6 Jahren keine Orgel mehr geübt u. war letzten Herbst doch im Stande meine Orgelfantasie op 30 ohne Stockung zu spielen; da dürfte sich ein Berufsorganist doch dann noch leichter thun als ich.
Außer verschiedenen anderen habe nun als op 42 Vier Sonaten für die Violine allein (ohne jede Begleitung) geschrieben, u. werden die Sonaten ebenfalls bei Aibl erscheinen. Wenn Sie es interessiert u. Sie mir Ihre gütige Erlaubnis geben, werde ich es mir zur Ehre rechnen, Ihnen nach Erscheinen der Sonaten ein Exemplar zuzusenden.
Hoffentlich finden die von Herrn Rob. Forberg Ihnen gesandten Orgelwerke op. 27 u. 29 Ihren Beifall u, würde es mich sehr freuen wenn Sie die große Güte hätten, mich mit einigen Zeilen über meine opera 27 u. 29 zu erfreuen.

Mit der Bitte um gütige Antwort
u. der Versicherung
ganz vorzüglichster Hochachtung
u. bestem Gruße
ergebenster
Max Reger

Aber, wie sollte ich denn Ihre Aussetzungen an meinem op 33 übelnehmen! Das Werk ist sehr schwer richtig „genießbar“ zu machen u. gehört sich schon ein sehr geistvoller Organist dazu. Darf ich nochmals um gütige Antwort bitten! Verbindlichsten Dank im Voraus!

Object reference

Max Reger to Josef Rheinberger, Weiden, 12th January 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007054.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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