München, 11th January 1903
Max Reger to Karl Straube
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- Max Reger
Liebster Carl!
Vielen Dank für Deinen Brief; ich versuche selbstredend die Pedalschule […]
as Projekt einer Pedalschule (Anh. B 9) wurde schließlich nicht realisiert
- Oratorium
- Symphonic Fantasia and Fugue op. 57
Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 40f.
1.
Liebster Carl!
Viel Dank für Deinen Brief; ich versuche selbstredend die Pedalschule [RWV Anhang B10] den „liebenswürdigen“ Herren Hug abzuknöpfen! Hoffentlich mit Erfolg! Ich u. die Herren Lauterbach & Kuhn bitte ich aber dringendst in dieser Angelegenheit vollstes Silentium zu halten! Sobald sich die Sache dieser Angelegenheit „geklärt“ hat, erhältst Du genauere Nachricht, behufs Deines „dannigen“ – ich bin „stolz“ auf dieses neue Wort – äußerst politischen Benehmens insofern die Sache wahrscheinlich nur so zu machen sein wird, daß ich mich auf ein unendlich hohes Ross gegenüber Hug setze! Also: laß mich bitte ganz allein das ordnen! Arthur Smolian u. Fritzsch selbstredend Berührung suchen! Paul Gerhardt nebst dem übrigen „Gesindel“ um Deinen alleinig passenden Ausdruck zu gebrauchen – kommt Deine Berufung selbstredend verdammt unangenehm – aber Dir muß es ja selbst verteufelten Spaß machen, so als gefürchteter u. insgeheim gehaßter Kollege bewillkommt zu werden! Paul Gerhardt paßt gut zu Sander; große Reden von der Göttlichkeit der Kunst – u. dann beim Draufankommen Feigheit bei Gerhard, bei Sander widrig filziger Geiz! Programm: op. 60, aus op. 59, op. 52 (1.2) Rhapsodie [op. 65 Nr. 1] u. op. 46 für Augsburg u. 4. März in Leizpig selbstredend einverstanden!
Apropos: Ist Dir 15. Februar (Sonntag) für Augsburg recht? Weber plant da den 15. Febr! Bitte theile mir umgehend mit, ob dieser Tag Dir passen wird. (Karte) Prof. Weber in Augsburg scheint seinen Briefen an mich nach sich peu à peu zu einem großen, von eigener Bedeutung mehr als überzeugter Musikpapst auswachsen zu wollen; er schreibt derart an mich, daß ich mich besinnen muß, um noch jemand anders zu finden, der in diesem Tone an mich schreibt; also wenn Du nach Augsburg kommst, wo ein unsagbar zurückgebliebenes Musikleben herrscht, dann nimm Dir den Herrn Dirigenten Weber, den die Bayerische Regierung „beprofessort“ hat, etwas vor!
Meine Frau und ich bitten sehr herzlichst, daß Du uns beiden privatim op. 57 vorspielst; ich selbst habe ja op. 57 noch nicht gehört. Gelt, an Strauss u. Schillings hast Du geschrieben wegen Basel! Höre; ich habe heute von Thuille Lieder aus seiner allerletzten Schaffenszeit gespielt – nein – nein – das ist vollendeter Mist – und wenn man dann liest, welche dithyrambischen Lobeshymnen Dr. Louis diesen Erzeugnissen widmet, dann wird man wehmütig, wenn man sieht, wenn ein doch nicht dummer Mensch wie Louis sein Amt in solch unverantwortlicher, lügenhafter Weise mißbraucht! Nun, ich werde Herrn Dr. Louis u. Dr. Büsching, dem Feuilleton-Redakteur der Neuesten Nachrichten ein Denkmal in meinen Memoiren setzen, das beiden sehr übel bekommen wird.
Du meinst, daß Sander mir gegenüber eine andere Stellung gewinnt; abgesehen davon daß das mir egal sein kann, nachdem Du doch von meinem Vertrag mit den Herren Lauterbach u. Kuhn weißt, muß ich gestehen, daß mich die Art des Herrn Sander aus der – NB. Sander hat unglaublich Geld – hervorgeht, daß ihm Kunst ganz, ganz schnuppe ist, nur der Geldbeutel – so degoutiert, daß ich mich auch ohne den Vertrag mit L.&K. sehr besinnen würde, mit Herrn Sander nochmals in geschäftliche Verbindungen einzutreten, denn so schmierig hat sich bisher noch kein Verleger gegen mich gezeigt als Sander! Dies Benehmen entspricht aber nur dem Charakterbilde, das mir andere von ihm entworfen haben! Ich habe keine Lust mich lediglich zum „Dukatenscheißer in Herrn Sanders Diensten“ degradieren zu lassen! Otto Spitzweg jammert sehr, daß er von nun an von mir nichts mehr haben kann! Bisher hörte ich von ihm nur Worte des Unmutes über den so schlechten Erfolg meiner Werke; nun, wie er es erfahren hat, daß er nichts mehr bekommen kann, jammert er ordentlich! Auch ein Zeichen! Nicht wahr! Gelt! Er müßte doch jährlich mindestens einige Werke von mir erhalten! Bitte, bitte, theile dieses Faktum per Gelegenheit den Herren Lauterbach u. Kuhn mit!
Nun schönste beste Grüße an Dich von mir und meiner Frau
Dein Max Reger
Bitte Artikel für die „Musik“ ja nicht, nicht vergessen!
Apropos: Viel Dank betreff Musik Heft 7, was sagst Du zu der Kritik von Dr. Altmann über mich!
Schreib mir darüber!
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Max Reger to Karl Straube, München, 11th January 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007631.html, last check: 21st November 2024.
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