München, 13th January 1905

Max Reger to Karl Straube

Object type
Letter
Date
13th January 1905 (source)
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München
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Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3858


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Liebster Carl!
Soeben komme ich von Zürich zurück, wo ich gestern abend mit op. 72 […]

Regesta
erzählt von erfolgreicher Aufführung von op. 72 [Violinsonate] am Vortag in Zürich • freut sich über gleichzeitigen Misserfolg von [Ludwig] Thuilles Violinsonate op. 30 in Frankfurt • sendet nachträgliche Geburtstagswünsche • freut sich, dass der E. seinem op. 75 [Achtzehn Gesänge] »näher getreten« sei • kündigt an, bald »echte« Reger-Lieder zu schreiben • freut sich über den bevorstehenden Regerabend des E. am 20. Februar in Straßburg • bekundet, dass der E. sein op. 73 [Variationen und Fuge über ein Originalthema] »überirdisch schön« spiele • berichtet von bereits absolvierten Konzerten sowie den »enthusiastischen« Kritiken aus Essen • erzählt, dass ihm das Züricher Streichquartett sein op. 74 [Streichquartett] in Zürich vorgespielt habe • nennt das Werk »ein tolles Stück Musik« • bedauert, dass der E. das Werk noch nicht kenne • kündigt einen Reger-Artikel von Oscar Bie in der Neuen Deutschen Rundschau an • bezeichnet Frau [Louise] Wolff als »Gönnerin« von großer »Regerbegeisterung« • zeigt sich menschlich enttäuscht vom Kritiker [Wilhelm] Klatte (»Kritiken schreiben verdirbt wirklich den Charakter – oder es steckt R. Strauß dahinter!«) • berichtet von seinen nächsten Konzertterminen • mutmaßt, dass H[ugo] Leichtentritt wegen eines positiven Reger-Artikels vor zwei Jahren aus dem Verein der Berliner Presse ausgeschlossen werden sollte
Remarks

Publications

Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 77f.

1.

München, Preysingstr. 1b

Liebster Carl! Soeben komme ich von Zürich zurück, wo ich gestern abend mit op. 72 [Violinsonate C-dur] u. einer größeren Anzahl von Liedern einen einfach unerhörten Erfolg hatte – die Leute waren am Schluß wie närrisch – während Thuille mit seiner Violinsonate op. 30 (Frankfurt a. M. im Mai) u. Liedern glattweg sang- und klanglos unter den Tisch fiel! Vorerst muß ich mich bei Dir sehr, sehr entschuldigen, daß ich so nachträglich erst Dir zum Geburtstage auf Schönste u. Beste gratuliere! Allein, Du weißt, wenn man wie ich jetzt im Eisenbahnwaggon u. Concertsaal lebt, da vergißt man u. d.h. in Deinem Fall bzw. des Geburtstages hab’ ich nicht vergessen – es mangelte mir wirklich nur an Zeit u. Ruhe, um meine Gedanken sammeln zu können zu einem halbwegs anständigen Brief – also guter Wille war sicher da – sei also nicht böse – u. nochmals unsere besten, herzlichsten Glückwünsche! Möchte 1905 d.h. Dein neues Lebensjahr Dir nur allerschönstes u. allerbestes bringen. Wir d.h. meine Frau, meine Schwiegermutter, Tante Resi u. ich wünschen Dir nur das allerbeste! Dessen darfst u. mußt Du stets überzeugt sein!
Nun zu Deiner Karte! Freut mich unendlich, daß Du op. 75 näher getreten bist; meine neuen Lieder [Opus 76], die ich balde schreibe, werden ganz anders d.h. echte Reger u. dabei doch jedes anders „gegeben“! – Regerabend in Straßburg – 20. Febr. ist famos! Mit Programm zum 3. März bin ich selbstredend vollständig einverstanden! Daß Du op. 73 wieder überirdisch schön spielst, das hat mir Dr. Kuhn heute schon geschrieben! Ich hab’s doch Dir gewidmet! Ich hab’ nun einige „ziemlich“ bedeutungsvolle Concerte hinter mir; Frankfurt a. M. – Museum – op. 78 [Cellosonate F-dur] u. 74 [Streichquartett d-moll]; guter Erfolg; Hugo Heermann u. Hugo Becker begeistert; über Berlin (3. u. 4.I) werden Dir wohl die Herren L. u. Dr. K. das Nähere erzählt haben! In Essen (6.) gab’s mit einem Regerabend op. 72 [Violinsonate C-dur], 77b [Streichtrio a-moll], 74 u. 86 [Beethoven-Variationen] einen Erfolg, der ans Wunderbare grenzt!
Alle Kritiken über Essen schreiben im enthusiastischen Stile! Über Zürich schrieb ich Dir schon! Du kannst ja alle Kritiken bei L. u. K. nachlesen, wenn ich den Herren dieselben baldigst sende; ich werde Dich davon noch benachrichtigen! In Zürich spielte mir das Züricher Streichquartett mein op. 74 vor; sehr schön gespielt! Nun hab ich op. 74 so oft gehört – Donnerwetter: das ist ein tolles Stück Musik; es gibt eine Masse Musiker, die das Werk noch weit über op. 72 stellen! Schade, daß Du das Ding noch nicht gehört hast! Sprich doch mal mit Wollgandt! à discretion: Dr. Oscar Bie wird über mich einen großen Aufsatz in der Neuen Deutschen Rundschau schreiben! Meine hohe Gönnerin Frau Hermann Wolff schrieb mir heute einen begeisterten Brief; die Dame ist ja von einer Regerbegeisterung, die enorm ist! Na, schaden kann dies nicht, nur gehörig nützen! à discretion: Klatte hat sich mir persönlich als menschlich sehr sehr klein denkend erwiesen; darüber mündlich! Schade; aber es ist wahr; Kritiken schreiben verdirbt wirklich den Charakter – oder es steckt R. Strauß dahinter! Am 25. I. gehe ich nach Basel (mit Marteau op. 72) dann nach Stuttgart, Cöln, Heidelberg, Wien; dann komme ich nach Leipzig!

Nun heißt’s Schluß! Ich hab noch viel, viel zu schreiben!
Sei nicht böse, wenn ich Dir also erst heute zum Geburtstag schreibe, viele schönste herzlichste Grüße von Haus zu Haus stets Dein Max Reger.

Apropops: Dr. H. Leichtentritt sollte vor 2 Jahren aus dem Verein der Berliner Presse ausgeschlossen werden, weil er über den Regerabend (Lieder mit Hess am 5. März) gut geschrieben hat! Das ist sehr fein! Freu Dich sehr o meine Seele!

Object reference

Max Reger to Karl Straube, München, 13th January 1905, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007658.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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