München, 9th October 1904
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 191
- Max Reger
Meine sehr geehrten Herren!
Endlich kamen heute die Noten; die Ausstattung derselben ist, wie […]
- Schlichte Weisen op. 76 Bd. I
- Ten songs for male voice choir op. 83
- Sonate F-dur op. 78
- Streichtrio a-moll op. 77b
- Aus meinem Tagebuche op. 82 Bd. I
- Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach op. 81
- Eighteen Songs op. 75
- Serenade D-dur op. 77a
- Violinkonzert A-dur op. 101
- Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Adam Hiller op. 100
- Sieben Sonaten op. 91
- Sinfonietta A-dur op. 90
- Variationen und Fuge über ein Thema von Beethoven op. 86
- Chorale Cantata “O Haupt voll Blut und Wunden” WoO V/4 No. 3
- Chorale Cantata “O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen” WoO V/4 No. 2
Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 384–387
1.
[Gedruckter Briefkopf:]
Max Reger
München
Preysingstrasse 1bI.] München, den 9. Oktober 1904.
Meine sehr geehrten Herren!
Endlich kamen heute die Noten; die Ausstattung derselben ist, wie ich Ihnen ja schon schrieb, einfach ideal schön u. danke ich Ihnen nochmals schönstens für dieselbe; bitte, behalten Sie diese Umschläge nun in alle Zukunft für alle meine neuen Werke! An Marteau bitte Part. u. Stimmen op 77 a u. b: Adresse:
Prof. Henri Marteau, Professeur de Violon
Genf, Schweiz!)
Daß Sie mit den Sendungen enorm zu thun hatten, das kann ich mir denken! Bitte, nehmen Sie nun jenen Bogen her, auf dem ich Ihnen die Adressen behufs Freiexemplare aufschrieb; bitte, haben Sie die Freundlichkeit, mir baldmöglichst eine genaueste Copie dieses Bogens senden zu wollen u. bitte ich Sie sehr, genauestens nach diesem Bogen versenden lassen zu wollen!
Im Falle Sie die Frachtkiste noch nicht an mich abgesandt haben, bitte ich Sie auf meinen Vorschlag einzugehen:
1.) Stimmen von op 77 a u. b, sowie die Klavierbearb. des 2. Satzes aus op 77 a nicht mehr senden! Davon hab’ ich genug Exemplare!
Nachdem ich von jedem Werk nun schon 5 Exemplare habe, bitte ich Sie um Folgendes: von op 75, 76, 77 a + b (nur Partitur) op 78, 81, 82 nur noch 7 Exemplare, sodaß es also 12 sind, wie in unserem Kontrakt vorgesehen ist. Mit 12 Exemplaren reiche ich vollständig aus; 20 brauche ich nicht! Bitte, senden Sie mir aber noch je 7 Partituren (nur Part.) der 2 Choralcantaten „O wie selig“ [WoO V/4 Nr. 2] u. „O Haupt voll Blut“ [WoO V/4 Nr. 3]!
NB. An Prof. Spitta sende ich „O wie selig“ [WoO V/4 Nr. 2] u. „O Haupt voll Blut“ [WoO V/4 Nr. 3]! Also senden Sie bitte da nichts hin! Hat W. Fischer u. Straube alles erhalten? Hat Ferd. Pfohl u. Dr Leopold Schmidt alles erhalten? Bitte, genau nach dem betr. Bogen, den ich Ihnen sandte, richten, haben Sie op 77 a u. b an Hugo Heermann, op 78 an Hugo Becker gesandt?
Die neuen Männerchöre op 83 (nicht 86!) sind nicht alle schwer!
So ist z.B. „Minnelied“ [Nr. 7], dann das in „C dur (3/4 Takt) nach dem alten Text [Nr. 2 Lieblich hat sich gesellet], dann Husarendurchmarsch [Nr. 4] gar nicht schwer! In Zürich werden diesen Winter noch welche gemacht! Das Honorar von 430 M für alle 8 Chöre wird für Sie für keinen Fall zu hoch sein, da doch an Stimmen da sicher verdient wird! Lassen Sie mich nur mal mit Musikdirektor Hammer in Lausanne die Sache besprochen haben; der bringt die Männerchöre op 83 in der Schweiz schon in Schwung!
Der kommende Winter wird viel, viel machen; bitte, bedenken Sie doch: wer von unseren Komponisten in meinem Alter (31 1/2 Jahre!) hat wohl diese Aussichten in baldiger Zeit doch sozusagen „außer Konkurrenz“ zu stehen als ich? Erinnern Sie Sich doch mal des doch enormen Aufsehens meines op 72 in Frankfurt!
Nachdem sich doch überall u. überall es sich „regert“, da haben Sie doch gar keinen Grund mutlos zu werden! Und dazu bedenken Sie meine Vielseitigkeit als Komponist! Alle Gebiete mit Ausnahme der Oper bebaue ich doch!
Was hab’ ich nicht alles durchfechten müssen!
Gestern erhielt ich Nachricht aus Zürich, daß da mein op 72 2 x gemacht wird u. mein Streichquartett (A dur) op 54 No 2! Ich werde morgen nach Zürich schreiben u. es durchzusetzen versuchen (hoffentlich mit Erfolg!) daß statt op 54 No 2 dann op 74 gespielt wird! In Basel steht op 74 ebenfalls angezeigt für kommende Saison!
Das nächste Werk, das Sie nun erhalten, ist die Sinfonietta [op. 90]! Mit dieser Sinfonietta werden Sie viel machen; bis das Werk erscheint – (so Mai 1905) im Druck – kann ich Ihnen mindesten 25 Aufführungen für die 1. Saison garantieren!
Sie erhalten die Partitur Ende Januar 1905.
Dann erhalten Sie: neue Schlichte Weisen [op. 76 Bd. II], zu denen ich entzückende Texte habe, ebenfalls so im Februar 1905! Darnach folgen als „Marksteine“ ein Violinconcert [op. 101] für Henri Marteau u. Variationen über ein einfach fabelhaft schönes, entzückend graziöses Thema von Adam Hiller (1775) für Orchester [op. 100]! Damit dürfte Reger bis dorthin, wenn das Alles erschienen ist, gänzlich durchgedrückt sein!
Hoffentlich geht es dennoch, daß der Abend von Frl. Birgfeld am 17. Nov. ist; ich hab’ ihn für den 17. Nov. letzthin per Karte zugesagt! Haben Sie ein Exemplar von op 78 gegeben? Bitte, telephonieren Sie doch umgehendst Frl. Birgfeld an, daß Sie alles thut, um den Abend für 17. zu ermöglichen! Sollte der Wirt immer noch auf einer Entschädigung bestehen, so sagen Sie bitte umgehendst, daß ich ihr (der Frl. Birgfeld einen Theil der Entschädigung ersetze! Aber bitte, bitte, besorgen Sie das umgehendst, damit der Abend am 17. November sein kann! Bitte, dann um umgehendste Nachricht per Karte, was Sie da erreicht haben! Ich bin – wie gesagt gerne bereit einen Theil der betreffenden Entschädigung an den betr. Wirt zu zahlen, wenn’s sein muß, damit der Abend am 17. Nov. sein u. ich op 86 einführen kann in Leipzig! Z.B. um op 86 in Wien einführen zu können, hab’ ich auf jegliches Honorar (auch Reiseentschädigung) verzichten müssen, damit ich [August] Schmid-Lindner mit nach Wien nehmen kann!
Apropos: wie viel erhalte ich denn vom Gewandhaus? (19. Nov.!) Wenn Sie das auf vorsichtigstem Wege erfahren könnten, so wäre ich Ihnen sehr dankbar; ich möchte das gerne wissen, da ich doch wissen muß, wie viel Geld ich für die Winterreisen haben muß, d.h. wie viel ich mir eben da Geld durch meine Stunden „zusammenkratzen“ muß! Ich muß 2 x nach Berlin, nach Leipzig, Dresden, Heidelberg, Köln, Wien, Zürich, Genf, Lausanne, Darmstadt, Essen! Wenn da auch manchmal 2 (oder 3) Konzerte auf eine Reise fallen, die Eisenbahnbillete allein werden gegen 1000 M kosten! Die Honorare, die ich erhalte, reichen eben kaum zur Begleichung der Hotelrechnungen (selbst bei bescheidenstem Leben)
Aber wie gesagt, auch das wird u. muß ja in allernächster Zeit besser werden!
Schon jetzt verspreche ich Ihnen für nächstes Jahr außer Sinfonietta [op. 90], Violinconcert [op. 101] u. den Orchestervariationen [op. 100] auch Solosonaten für die Geige allein! Natürlich erhalten Sie sonst noch Vieles, aber nur Gutes!
Haben Sie mit den Männerchören op 83 auch die Abzüge von op 86 erhalten?
Bitte, beantworten Sie mir diesen Brief recht genauestens u. recht baldigst! Ich bin jetzt ein vielgeplagter Mensch; selbst Sonntags vormittags hab’ ich 3 Stunden Probe immer mit Sängerinnen!
Nun nochmals allerschönsten Dank, herzlichste Grüße Ihnen beiden, Frau Lauterbach, Herrn Straube
Ihr treulichst ergebenster
Max Reger.
Haben Sie die 2 Exemplare op 76 Band I per Nachnahme gesandt an
Frau E. von Bagenski
Liegnitz (Schlesien)
Neue Goldbergerstraße
Object reference
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 9th October 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008488.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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