Philipp Wolfrum
Correspondence, Critic, Dedicatee, Performer
- Correspondence, Critic, Dedicatee, Performer
1.
1.1.
Philipp Wolfrum, geboren am 17. Dezember 1854 im oberfränkischen Schwarzenbach am Wald, erhielt ersten musikalischen Unterricht von seinem Vater, dem Lehrer und Kantor Johann Heinrich Wolfrum. Mit 15 Jahren trat er in das Königliche Lehrerseminar in Altdorf bei Nürnberg ein und arbeitete nach seinem Abschluss als Lehrer. Von 1876 bis 1878 beurlaubt, studierte er an der Königlichen Musikschule in München bei Josef Rheinberger (Orgel und Komposition) und Franz Wüllner (Chorgesang und Dirigieren). 1884 gelangte Wolfrum nach Heidelberg, wo er zunächst als Organist der Universitätskirche wirkte und 1885 den Bachverein (heute: Bachchor) ins Leben rief. 1894 wurde Wolfrum zum etatmäßigen Universitätsmusikdirektor berufen, vier Jahre später auch zum Professor für Musikwissenschaft (zu seinen Schülern zählten u.a. Karl Hasse und Fritz Stein). Im Jahr 1907 erfolgte die Ernennung zum Generalmusikdirektor. Wolfrum starb am 8. Mai 1919 in Samaden (heute: Samedan) im Schweizer Kanton Graubünden.
Wolfrum beschäftigte sich zeitlebens mit dem evangelischen Kirchenlied, das auch Ausgangspunkt seiner Kompositionen war (u.a. seines gefeierten Debütwerks, der Orgelsonate b-moll op. 1). Mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Vokalmusik Johann Sebastian Bachs, die er in zeittypischen Bearbeitungen mit dem Heidelberger Bachverein zu Gehör brachte, verlieh er der Bach-Renaissance wesentliche Impulse. 1910 erschien seine bis heute viel zitierte Bach-Monografie.1 Ebenso machte sich Wolfrum als Interpret und Musikwissenschaftler um das Werk von Franz Liszt verdient (u.a. Aufführung des Christus 1895 in Heidelberg, Mitherausgeber der ersten Liszt-Gesamtausgabe).
1. Reger-Bezug
Reger trat mit Philipp Wolfrum erstmals im März 1901 in brieflichen Kontakt, um sich für die Vermittlung einer Aufführung seiner Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 durch Karl Straube in Heidelberg zu bedanken. Es entwickelte sich eine enge und lebenslange, durch fast 300 erhaltene Briefe Regers dokumentierte Freundschaft zwischen den beiden Künstlern1 die das gemeinsame interpretatorische Engagement für das Werk Johann Sebastian Bachs einte. Während eines Reger-Abends am 13. Februar 1905 in Heidelberg konzertierten Reger und Wolfrum bei einer Aufführung der Beethoven-Variationen op. 86 erstmals zusammen an zwei Klavieren, das restliche Programm bestreitet Reger als Pianist. Höhepunkt dieser gemeinsamen Konzerttätigkeit, die sich in den folgenden Jahren fortsetzte, war eine 1911 unternommene große Bach-Tournee durch 16 Städte Deutschlands und der Schweiz, bei der viele Bach-Bearbeitungen Regers zur Aufführung kamen. Im Gegenzug dirigierte Reger am 10. Dezember 1912 in Meiningen Wolfrums kompositorisches Hauptwerk, das Weihnachtsmysterium op. 31. Wolfrum hielt 1916 für seinen verstorbenen Freund die Gedächtnisrede und leitete am 16. Juli 1916 neben dem Requiem op. 144b die posthume Uraufführung des Chorwerks Der Einsiedler op. 144a, das ihm – ebenso wie Die Nonnen op. 112 – auch gewidmet ist.
Object reference
Philipp Wolfrum, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00071.html, last check: 21st November 2024.
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