München, 18th June 1902
Max Reger to Elsa Reger
Karlsruhe,
Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung,
Ep. Ms. 1728
- Max Reger
Mein lieb, süß Bräutchen!
Viel, viel, viel Dank für Brief u. das neue Bild, über das ich mich so […]
knickern=geizig sein
- Romanze D-dur WoO III/16
- Monologe op. 63
- Vater unser WoO VI/22
1.
Mittwoch abend 18. Juni 1902.
Mein lieb, süß Bräutchen!
Viel, viel, viel Dank für Brief u. das neue Bild, über das ich mich so gefreut habe; es ist sehr gut! Weißt Du, der Hut steht Dir nicht besonders! Aber das Bild ist sehr gut! Viel, viel Dank! Du Schelm „am Isarufer“ – o ich hab’s schon verstanden! Nun habe ich natürlich schon Doppelrahmen für Deine Beiden Bilder gekauft – u. stehen beide Bilder in 1 Rahmen so, so nah vor mir! Viel, viel Dank mein Liebling! Nun zu Deinem Brief! Ich soll mich nicht so nach Dir sehnen – ja Bräutchen, das Sehnen kann ich nicht mir aus dem Herzen, aus der Seele nehmen – es wird ja immer ärger! Was glaubst Du denn 4 Treppen hoch – nein – 2 Treppen hoch – nicht höher! Wir nehmen uns Wohnung in der Nähe meiner Eltern! O, Liebling, gewiß frage ich Dich nichts Prosaisches, wenn wir in 4 Wochen zum 1. Male allein sind! O, ich freue mich so unendlich auf unser Wiedersehen u. auf unser Alleinsein! Ja, Liebling, auch ich erfülle Dir alles, was Du willst! Ob wir nächsten Sommer nach Schneewinkl kommen, hängt doch davon ab, ob wir eingeladen werden! Und dann machen wir zwei Arm in Arm all die Touren! Gewiß, Liebling! Mein Schatzl, sieh, ich fühls ja selbst wie wir 2 wie mit 1000 Fäden verbunden sind u. unser beider Empfinden so gleich ist; ja, mein Weibchen, gewiß ist’s so u. deshalb wird unsere Ehe auch eine so schöne! Gelt, lies die Dichtungen so recht aufmerksam durch!
Paß auf: Dehmel ist sehr begabt, hat leider keine Selbstkritik! Sieh, daß die Herren, daß sich selbst als Heiland glorifizieren, das ist mißverstandener Nietzsche! Nietzsche brachte den „Übermenschen“, u schrieb „Jenseits von Gut u. Böse“ – u. nun glaubt jeder, er sei „Übermensch“ etc etc. Die Herren vergessen, daß wahre Kunst errungen, in stetem Kampfe mit der Materie errungen sein will! Also wird das überhaupt ein falsches Bild ergeben, wenn mal die Geschichte nicht erbarmungslos sichtet! Überhaupt – in jeder Kunst – wird heutzutage zu wenig positives Wissen gelernt! Mit großtönigen Phrasen etc. wird’s gemacht! Z[.]B. Hausegger u. ich, die wir beide doch extrem fortschrittlich gesinnt sind, waren meistens entsetzt, welches Nichtkönnen sich breit macht, unter dem Segel der „Moderne“ fährt etc. etc. Das sind eben Auswüchse, unter denen wir sehr zu leiden haben! Betreff Jesu – so bin ich da voll u ganz Deines Glaubens; was Du mir da schriebst, ist mir aus der Seele gesprochen! Wenn wir vereint sind, werden wir auch darüber viel sprechen – denn Dir kann ich alles sagen – ich rede sonst mit niemanden darüber, was ich da denke – aber ich kenne Dich u. weiß, daß ich mit Dir darüber sprechen kann!
Paß auf: ich komponiere balde das evangelische „Vater unser“ für 8stimmigen Chor [WoO VI/22]! Ja, meine Geliebte: so habe ich es mir ersehnt, daß mein Werk so zu mir ist wie Du, mir so nachfühlt, mich bis ins Innerste verstehen lernt! Aber ich wußte auch, daß das nur Du, nur Du konntest! O, ich weiß, was Du mir entgegenbringst, ich weiß, daß Du mir balde Dein ganzes Herz schenken wirst – hast mir das ja schon geschenkt! Ich weiß, wie treu Du mir sein wirst, ich weiß, wie lieb Du mich haben wirst u. wie gut Du zu mir sein wirst!
Gelt, die Karte von Falke macht Dir Spaß! (Seine Adresse ist: Hamburg, Ottostraße 18) Und wenn er’s ahnt – was macht das? Solche Menschen wie Falke mit diesem Idealismus sind so selten u treu wie Gold! Wir haben uns nie gesehen, schreiben uns erst seit 8 Wochen vielleicht u trotzdem, weiß ich mehr von ihm, von seinem Leben, von seinen Verhältnissen in jeder Beziehung als mancher, der jahrelang mit ihm verkehrt!
Woher das kommt, daß ich Dich 7 Jahre liebe – u. Du keinen Einfluß auf mich hattest – nun, ich hatte doch nie Aussicht, daß sich meine Träume verwirklichen – u. so aus reinem Galgenhumor, aus reiner Verzweiflung, weil ich wußte, es ist doch unmöglich – darum hattest Du keinen Einfluß! Nun ich aber Dein Jawort [habe], auf das ich so felsenfest baue, ist doch die ganze Sachlage anders! Ja, da brauchst Du wirklich keine, keine Angst zu haben! Und sieh, ich bin so leicht zu behandeln!
Brautbilder doch – wenn Du im Oktober resp November hier bist, dann lassen wir uns beide machen! Thue es mir zu liebe; sieh, es ist das doch dann eine so schöne Erinnerung an unsere Brautzeit! Nicht wahr?
Bin sehr froh, daß Du das seidene Tuch trägst; gelt, bitte, bitte, bitte, bitte, sei ja recht, recht vorsichtig! Es ist so lieb, so lieb von Dir, daß Du keine Bergtouren mehr machst – ich werde es Dir vergelten dafür, daß Du mir zu liebe keine mehr machst! Nein, Geliebte, Du sollst den Glauben an mich lernen! Ja, mein Lieb, sicher! Ich werde Dein Mißtrauen aus Deinem Herzen schon bannen! Ich weiß u. Du wirst mir so lieb entgegenkommen! Ein friedevolles, ruhiges Leben, das brauchen wir zwei ja – u. bei uns soll nur Friede, nur Friede sein!
Kunstgeschichte, alles nehmen wir zusammen durch! O, Liebling, ich baue so felsenfest auf Dein Wort, daß Du mein wirst im Januar 1903. O, Du bittest Gott täglich, daß er Dich das werden läßt, was ich mir von Dir ersehne! Mein Lieb, das ist so herzenslieb von Dir, so gut von Dir, wie nur Du so unendlich lieb sein kannst! O, wie werde ich Dir alles vergelten!
So, das hast Du gewußt, daß ich mich so quäle – o Liebling, ich lege meinen Kopf an Dein Herz, ich finde bei Dir Ruhe, bei Dir Ruhe, ich weiß, Du bist so gut, so unendlich liebevoll zu mir! Küsse mir leis u. heiß meine Lippen, die sich so nach Deinem Kuß sehnen! Ich weiß an Deinem Herzen, wenn Du mir Muth zusprichst, Du mich mit linden weichen Armen umfaßt, mich an Dein Herz nimmst u mir Ruhe gibst – ich weiß, wie selig ich dann sein werde! Ja, mein Hort, mein Heimat sollst u mußt Du sein! An Deinem Herzen suche ich meinen Frieden! Glaub mir, wenn wir vereint sind, dann komme ich oft, jeden Tag abends, u. bitte Dich so heiß: „nimm mich an Dein Herz!“ Gelt, dann legst Du meinen Kopf an Dein Herz u. streichelst mir die Wangen – gelt, alle, alle Abend! nach meiner Arbeit! O, und lange, lange mußt Du mich immer an Deinem Herzen halten – dem [= denn] sieh, ich hab nur Dich – nur Dich! Sieh, Liebling, etwas was ich nur Dir schreibe – sieh mein Liebling – trotzdem ich so viel schon erreicht habe, trotzdem über mich soviel geschrieben wird – an jedes neue Werk gehe ich mit immer größerer Angst! Ich weiß, was man von mir fordert! Und trotzdem ich doch jene kolossale Kompositionstechnik habe – nie, nie bin ich mit einem Werke zufrieden! O, das ist bitter, bitter, stets sich sagen zu müssen, das könnte noch viel schöner sein! Und gelt, da wenn ich oft so ganz vergrämt bin, dann nimmst Du mich an Dein Herz u. sprichst mir Mut zu – Du allein, nur Du allein kannst es! Kannst Du Dir denken, wie schwer es für mich war, bisher das alles, alles allein, nur allein tragen zu müssen! Weißt Du – äußerlich merkt man mir nichts an – niemand weiß das! Aber weißt Du, nur, nur Dir allein sage ich Dir das! Denn Du weißt, aus welcher Quelle diese meine Selbstzweifel entspringen u Du siehst mich deshalb nicht mit scheelen Augen an!
Ich werd zittern, wenn ich Dich im Arme habe, ich bebe, zittre, hab ich Dich doch gar so unendlich, zu unendlich lieb; Dich, meine so unsagbar geliebte dann ganz mein zu wissen, Dich in meinen Armen zu haben als mein, mein, o Geliebte, ich weiß, wie mich das erzittern macht! Und Deine tiefinnerste, tiefinnerste Seele werde ich wecken für mich u. mein Glück! Und ich weiß, Du wirst mir Deine Seel, Dein Herz ganz, ganz geben!
Also 280 M jährlich reichen für Deine Toilette! Famos; ich reiche mit 200 M; wir legen von den 300 M jeden Monat 40 M für Toilette für Dich u. mich zurück = 12 x 40 = 200 + 280. Denn mit 300 M alles in Allem kommen wir fein aus! Hab mich heute erkundigt so nebenbei bei einem Herrn, der 900 M für Wohnung zahlt, ein Kind hat; also reichen wir doch, wenn für 720 M rechnen! Der Herr braucht auch nicht mehr als 300 M mit Frau, Kind, Dienstmädchen etc! Und nachdem Du ja soviel Garderobe hast!
O Du herzigstes Bräutchen, eine ganze Stunde willst Du meiner Correspondenz widmen täglich! So lieb, so lieb von Dir!
Matt u. elend sollst u. wirst Du bei mir nie sein, denn bei uns im Haushalt gibt es garnicht so viel zu thun! Gelt, ohne mich nie fortgehen! Nie nie!
Sieh, ich würde mich so ängstigen um Dich! So sehr ängstigen; ebenso wie ich nie ohne Dich fortgehe! Daß ist so lieb von Dir, daß Du mir das versprichst, so lieb von Dir! O, wie herzensgut bist Du! Komm schnell einen langen, langen süßen Kußl zum Dank, weil Du mir das versprochen hast!
Gut, die eine Uhr ins Wohnzimmer. (Ist’s Regulateur zum Aufhängen?) Bitte Nachricht! Die kleine Standuhr in mein Zimmer auf meinen Schreibtisch! Spiegel mit Goldrahmen in mein Zimmer!
Wenn ich im Januar nicht im Hotel wohnen soll, kann ich dann im Oktober schon bei Euch wohnen? Es wäre so, so nett! Gelt, es geht im Oktober auch schon? Bitte, schreib darüber!
Ja, ist mir recht, Sonnabend Standesamt u. Sonntag Kirche!
Aber Sonntag vormittags, geht das?) damit wir noch nach München fahren können! Hat der Geistliche nicht vormittags in Reichenhall zu thun? Bitte, schreib darüber! Und paß auf, es kommt drauf an, an welchem Tage wir uns trauen lassen, wie unsere Wohnung frei ist! Wird z.B. unsere Wohnung erst am 1. Januar frei, so wird es Mitte Januar werden müssen, leider, leider, denn zuerst muß die Wohnung hergerichtet werden u. vollständig eingerichtet! Herrichten u. Einrichten braucht so sicher 10 Tage;, ist dagegen unsere Wohnung schon vor 1. Januar frei; dann können wir gleich in der ersten Woche heirathen! Das alles sehen wir im November, wenn Du hier bist, denn im November mieten wir die Wohnung, beginnend 1. Jan: Dienstmädchen ebenfalls von 1. Jan. ab; die paar Tage kann sie bei uns schlafen u. bei der Einrichtung feste mithelfen! Gelt, da hab’ ich recht!
Gewiß, Liebling, ich schreibe dann schon früher – vielleicht so am 12. Oktober an Deine Frau Mama! Also am 25. Oktober bin ich dann bei Dir; gelt, mein Schatzl! Gewiß! Mein Liebling! Ist ja doch Dein Geburtstag am 25. Oktober! Dann fahren wir balde so am 30. spätestens nach München, weißt Du, ich versäume sonst zu viel an meinen Privatstunden! Gelt, ich bin doch ein rechter „Bruder Knicko“ (von knickern = geizig sein) – das ist nämlich mein neuester Spitzname, den mir mein Vater aufgebracht hat, weil ich nämlich geradezu geizig geworden bin! Ja, denk Dir, früher hab ich mir alle Woche noch für 1–1,50 M die bessern Cigarren gekauft, das – thue ich schon seit 5 Wochen nicht mehr – qualme unverdrossen meine 3 Pfennig-Cigarre! Ich spare, daß es geradezu lächerlich ist! Aber weißt Du, es macht mir Spaß, selbst zu sehen, mit wie wenig man auskommen kann!
Weißt Du, ich werde Deiner Frau Mama ganz offen schreiben – daß ich Dich so lieb habe, daß ich nie aufhören werde mich um Dich zu bewerben etc etc. (wie meine pekuniären Verhältnisse sind) Und wenn Du ihr dann offen sagst, wie wir zu einander stehen, daß Du mir Dein Wort gegeben hast – dann wird sie nicht nein sagen! Gelt! O, ich hab schon Geduld – aber Deine Frau Mama wird sich nicht allzulange sträuben – ich dachte, eben, wenn Du anfangs Oktober Berthel einweihen würdest, damit Du einen „Helfershelfer“ hast, so wäre das ganz gut! Bleib Du fest! Hab nur keine Angst, daß ich mich überarbeite! Das geschieht nicht! Das Gefühl, daß ich für Dich, für mich, für uns zwei zusammen arbeite – das macht jede Überarbeitung unmöglich! Solch eine Freude macht es mir, daß Du „ja“ gesagt hast! Nie, nie sollst Du es bereuen!
Hab also, bitte, bitte, keine Sorge!
Es ist wahr, wir können auch die Vermählungsanzeigen schließlich ersparen – es ist aber besser, wir senden welche!
Ja, mein Lieb, es macht mich so glücklich, wenn wir Brautleute Arm in Arm gehen – darum hab’ ich Dich ja gebeten, mir das nicht abzuschlagen! O, wie werde ich Dir Deine Liebe danken, wie werde ich es Dir lohnen, daß mir dieser meiner Bitte, die mich so glücklich macht, wenn Du mir selbe erfüllst, Du gewährst. Komm, schnell einen heißen, heißen Kuß zum Danke!
Nun wieder ganz Prosaisches! Hast Du Gardinen und Rouleaux für 6 Fenster? (denn 6 Fenster wird unsere Wohnung wohl haben!) 5 Fenster genügen wohl auch – es kommt auf die Wohnung an.
Du Schatzl, gewiß die Papiere 200 M nehme ich zu unserem „Vermögen“, das wir gemeinsam verwalten u gebe Dir dann 200 M bar dafür! Paß auf: mit dem Gelde machen wir es so: wir führen genau Kasse, u Du schreibst alles auf, was wir brauchen! Gelt!
Nun, was willst Du denn noch fragen mich, was Du in Berchtesgaden machen lassen wirst? NB für Küche brauchen wir nur einen Stuhl! Nach[t]tischchen für Dienstmädchen habe ich; die kann das nehmen, das ich jetzt habe! Pardon: Hast Du Bettstellen u. Matratzen für unser Schlafzimmer? Bitte, beantworten! (Selbe kosten hier 2 Stück (mit Matratze) 300–340 M!) O, ich hab alles ausgerechnet! Divandecke deshalb, wenn mal jemand zum Thee zu uns kommt, damit mein jetziger Divan, der ins Wohnzimmer kommt, dann netter aussieht! Ich überlege ja alles so sehr!
Nun habe ich Deinen Brief ganz beantwortet! Ich bin heute müde, habe viel, sehr viel gethan! Auch heute, morgen – u. so viel, so viel, so viel Correspondenz ist zu erledigen! Ich weiß gar nicht, wo zuerst anfangen! Es ist schrecklich! Gott sei Dank, meine Correkturbögen [Opus 63] hab ich alle erledigt – aber es dauert nicht lange – dann kommen noch viel mehr! O, Schatz, das ist eine fürchterliche Arbeit! Man ist ganz stumpfsinnig drauf; so mal 8 Stunden direkt hintereinander – man ist wie gerädert! Und trotzdem glaube ich sicher, daß doch mancher Drukfehler stehen geblieben ist! Und weißt Du, immer mit neuen Plänen beschäftigt, immer mit allen möglichen! O, ich entbehre Dich so schwer, so schwer – ich fühle es, wie schön es wäre, wenn Du bei mir wärst u. sehne mich so unsagbar nach Dir! O Liebling, sag nicht, daß ich mich so nach Dir sehnen soll – sieh, ich hab Dich halt gar so unendlich lieb! Sei nicht böse, wenn ich Dich gar so lieb hab u. mich so nach Dir sehne!
Apropos: was ist’s! Hat der Herr, die 6000 M bekommen? (Du weißt schon, was ich meine) Dann, ich war extra in der Stadt u. habe uns evangelisch Christusmonogramm bestellt; ich erhalte es nächsten Sonnabend abend! Ich sende es Dir dann in Brief; es wird 7 cm hoch! Du Schatzl, in 4 Wochen wirst Du Dich freuen, wie reizend es aussieht, Deine 2 süßen Bilder in Doppelrahmen so nah vor mir auf meinem Schreibtisch! Und alle zwei sehen mich immer an beim Arbeiten! Gelt, bei der Aufnahme des 2. Bildes (im Sommerblau) hast Du auch an mich gedacht! Gelt ja, mein Schatzl! Hab viel viel heiß Kußi zum Dank für Deine Bilder, die mir so viel, so viel herzinnigste Freude machen! Nun gute Nacht! Leb wohl, morgen früh schreibe ich weiter an Dich mein Liebling!
Viel viel, heiß Kußl zur Guten Nacht von Deinem Max! Behalt mich recht, recht, recht lieb u. denk immer u immer an mich, so wie ich immer u. immer an Dich denke; gelt mein wunderlieb süß Bräutchen! Komm, schnell noch einen Kußl.
Dein Max.
Guten Morgen, mein Lieb! Wie hast geschlafen? Was hast Du geträumt?
Soeben erhalte ich Dein „Wiedergefunden!“ Ich habe es genau angesehen u. ist es sehr schön! Du Liebling, süß Liebling, o, ich verstehe den Sinn von „Wiedergefunden“! O, ich verstehe ihn, Du mein süßes Lieb! O, wie danke ich Dir, daß Du so lieb, so unendlich lieb von mir denkst! O, das ist so lieb von Dir! Was ich mit „Wiedergefunden“ thue, das erfährst Du in einigen Tagen! Aber so lieb so lieb bist Du! O, wie bin ich so selig, daß mein so unsagbar geliebtes Bräutchen so ist, so voller Poesie! Mein Liebling, das ist so lieb von Dir! Viel heiße Kußl zum Dank!
Meine Mutter dankt Dir vielmals für Deinen lieben, lieben Brief u. wird Dir selbst balde schreiben! Von uns allen die schönsten Grüße! Wie geht es Deiner Frau Mama? Ich bitte Dich, an Deine Frau Mama, Berthel u. Tante meine schönsten Grüße zu sagen. An Berthel sende ich mit dieser Post das ihr dedicierte Klavierstück! [Romanze D-dur WoO III/16]
Nun leb recht wohl – meine Arbeit ruft gebieterisch, o, das gibt ja so, so viel zu thun! O, es ist arg! Aber fürchte nicht Liebling, daß ich mich überarbeite! Und Du mein Bräutchen, Du, Dir sende ich unzählige Küsse; immer u. immer sollen meine Gedanken und meine heißen Küsse Dich umschweben; immer u. immer sollst u. mußt Du meine Gedanken, meine Küsse fühlen u. immer mehr sollen sie von Deiner Seele Besitz nehmen! So soll es sein! Und zwischen uns beiden soll nur Friede, vollste Aufrichtigkeit herrschen! O, ich hab Dich so unendlich lieb! Bleib mir treu u gut, behalt mich lieb! Gelt u. recht balde schreibst Du mir großen, großen Brief u. lieben, lieben Brief – u. wenn Du kannst, gelt, dann sendest Du mir auch Kußi! Ich bin Dein, Du bist mein u. so soll es immer sein! Leb wohl! Sei ja recht, recht vorsichtig u. schone Dich sehr! Sieh, Liebling, ich sorge u. ängstige mich ja so sehr, so sehr um Dich u hab Dich so lieb! Zum Sonntag erhältst Du Karte von mir; gelt aber ich bekomme dann Brief zum Sonntag von Dir! Leb wohl, gedenke meiner! Und vergiß nie, daß ich Dich so, so unendlich lieb habe u. ich so felsenfest auf Dein Wort baue, daß Du im Jan. 1903 meine geliebte Frau wirst! Gelt ja! Adieu! Des Himmels reichsten Segen über Dich heilige, Reine, Süße u Gute
Dein M.
Nächstes mal erhältst Du langen Brief; gelt! Ich habe nur schrecklich zu thun u. schauderhaft viel Correspondenz zu erledigen
Viel, viel Dank für Dein Bild! Unzählige heiße Kußle!
Object reference
Max Reger to Elsa Reger, München, 18th June 1902, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01004265.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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