München, 8th February 1904

Max Reger to Karl Straube

Object type
Letter
Date
8th February 1904 (source)
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München
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Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3833


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Carl!
Sehr erfreut über Deinen Plan Dein letztes Orgelwerk dieser Saison in ein Regerconcert […]

Regesta
rät »in Anbetracht der mehr als rückständigen Presse« beim Regerkonzert in Leipzig die Symphonische [Phantasie und Fuge] op. 57 durch [die Choralphantasie] »Halleluja, Gott zu loben« op. 52 Nr. 3 zu ersetzen • schlägt einen Programmablauf vor • freut sich über Interesse des E. an den Variationen [und Fugen über ein Originalthema] op. 73 • bekundet, die »Sachen für Peters« [Zwölf Stücke für Orgel op. 80 und Vier Präludien und Fugen op. 85] erst im Ende Mai zum Verlag nach Leipzig senden zu können • dankt für Mitwirkung als Liedbegleiter im Concert Dessoir • erklärt die Absicht, Kritiken zu schreiben • erkundigt sich nach Kenntnis seines Artikels Ich bitte ums Wort, auf den Smolian nicht geantwortet hätte • kündigt, »die Hinrichtung von 2 Herren« an • berichtet vom großen Erfolg von Penthesilea von Hugo Wolf • feixt darüber, dass [Rudolf] Louis seine Seitenhiebe gegen ihn seinem »Hugo Wolf-Aufsatz« [Hugo Wolfs künstlerischer Nachlaß Schriften A3] nicht bemerkt hätte • lästert über »„Das tote Intervall“« als Erfindung von [Hugo] Riemann (»Gehirnerweichungen«) • bekundet: »Wenn man bedenkt, daß solche Erfinder Professoren für Musik an Universitäten sind«
Remarks

Regers Aufsatz Ich bitte ums Wort (erschienen in NZfM, 71. Jg. (1904)) ist eine Antwort auf Smolians Besprechung von Regers Beiträgen zur Modulationslehre (A1)


Publications

Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 49f.

1.

München, Preysingstr. 1b

Lieber Carl! Sehr erfreut über Deinen Plan Dein letztes Orgelwerk dieser Saison in ein Regerconcert umzuwandeln, wofür ich Dir lebhaftesten Dank schulde, beeile ich mich, Dir mitzutheilen, daß ich selbstredend mit Programm vollständig einverstanden bin. 2)a) Kyrie aus op. 59
b) Consolation op. 65 No 4 oder Pastorale op. 59 No 2
Consolation op. 65 No 4 würde ich aber vorziehen. Hoffentlich bist Du damit einverstanden, was mich sehr freuen würde! Ferner wäre es noch zu überlegen, ob nicht statt Symphonische op. 57 in Anbetracht der mehr als rückständigen Presse in Leipzig es angebracht wäre zu wählen: op. 52 No 3 Halleluja, Gott zu loben! Ich möchte Dir nämlich auch nicht zum wenigsten in Deinem Interesse sehr rathen vorläufig den „lichtvolleren“ Reger den Leipzigern zu verzapfen u. also das Programm folgendermaßen zu gestalten: 1.)Sonate (Fismoll) op. 332.)Kyrie eleison (op. 59 No 7)
b) Consolation (op. 65 No 4)
3.)Straf mich nicht in Deinem Zorn (op. 40II)
Wie schön leuchtet (op. 40I)
4.)Zwei Choralvorspiele op. 67
(O Welt, ich muß Dich lassen u.
Vater unser, oder sonst irgend eines der schönsten)
5.)Halleluja, Gott zu loben op. 52III Natürlich, wenn Du auf op. 57 bestehst, ist es mir auch recht; doch bitte ich Dich, meinen Vorschlag zu prüfen.
Betreff der neuen Variationen op.73 bin ich selbstredend ganz mit Dir einer Meinung betreff der Aufführung nächstes Jahr; ich bin sehr erfreut, daß Dir das Werk gefällt. Du hast es doch schon von Lauterbach???
Ob Tonkünstlerversammlung Orgelconcert ist, weiß ich nicht; ich baue auf all die Sachen da nicht; denn die Herren beschließen nachher doch anders! Die Sachen für Peters [opp. 80 und 85] werden Mai (Ende Mai) in Leipzig sein; kann ich Dir also leider jetzt davon nichts zur Verfügung stellen. Ich habe Dir noch sehr zu danken für Deine ausgezeichnete Begleitung meiner Lieder im Concert Dessoir u. dafür, daß Du „Wer nur den lieben Gott“ [RWV Bach-H1] im Bachverein zur Aufführung gebracht hast.
Euere Leipziger Presse hat sich anläßlich Dessoir also besser gegen mich benommen. Na, höre, überhaupt unsere Presse, unsere Kritik ist mit wenigen Ausnahmen das Lächerlichste, das Unsinnigste! Ich werde balde wieder einiges schreiben u. zwei Leipziger Kritiker festnageln, daß es nur so kracht. Besonders Eure Leipziger Kritik ist’s wert, daß man die Herren einsalzt u. der staunenden Nachwelt in Essig und Oel präpariert gegen Entrée zeigt! Apropos: Hast Du mein „Ich bitte ums Wort“ [RWV Schriften A2] in No 2 der Neuen Zeitschrift für Musik gelesen? Herr A. Smolian will nicht antworten – d.h. er will Gras darüber wachsen lassen – aber das soll ihm nicht gelingen; ich werde ihn nochmals aber noch ganz anders angreifen / wie gesagt: in Bälde kommt die Hinrichtung von 2 Herren.
Penthesilea [RWV Wolf-H1] von Wolf hat hier enorm eingeschlagen; der Louis der Kritik hat aber nicht gemerkt, daß mein Hugo Wolf-Aufsatz [RWV Schriften A3] mit gutsitzenden Hieben auf ihn durchtränkt ist! Solche Einbildungskraft, daß er sich für so unfehlbar hält, daß er diese Hiebe nicht merkt, ist bewundernswert! Übrigens kennst Du Riemann’s neueste Erfindung: „Das tote Intervall“! Solche Gehirnerweichungen sind weniger zum Todtlachen, als tief, tieftraurig. Wenn man bedenkt, daß solche Erfinder Professoren für Musik an Universitäten sind. Nun schönste Grüße Dir u. Deiner sehr verehrten Frau Gemahlin, welcher wir bestes Wohlsein wünschen wie auch Dir, erfreue balde wieder mit Nachricht Deinen Max Reger.
Besten schönen Dank für die Briefe an Obrist u. Hausegger!

Object reference

Max Reger to Karl Straube, München, 8th February 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007635.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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