München, 21st February 1904
Max Reger to Karl Straube
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- Max Reger
Liebster Carl!
Für Deinen Brief viel schönsten Dank; ich freue mich sehr, daß L. & K. […]
der von Reger erwähnte »Ulk«, den er seiner Erinnerung nach in einen »allgemeiner gehaltenen Aufsatz« einband, ist, wie auch der ganze Aufsatz, nicht dokumentiert
- Schlichte Weisen op. 76
- Sonate F-dur op. 78
- Hymne an den Gesang op. 21
- Sinfonietta A-dur op. 90
Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 51f.
1.
München, Preysingstr. 1b
Liebster Carl! Für Deinen Brief viel schönsten Dank; ich freue mich sehr, daß L. & K. so nobel sind u. habe soeben den Herren gebührend gedankt! Ich selbst werde meinen Dank für den Reger-Abend am 4. März in einer Weise zum Ausdruck bringen, die Dir wohl Freude machen wird; indem selbstredend mein nächstes großes Orgelwerk Dir dediciert ist. Mit dem Programm bin ich selbstredend einverstanden, bitte Dich statt 4c) Wie schön leuchtet zu nehmen: „Jauchz Himmel“ (op. 67) „Jauchz Himmel“ wird sich viel besser machen als „Wie schön leuchtet“![op. 67 Nr. 49] Bitte sehr, folge darin meinem Rath!
Sonst ganz einverstanden!
Betr. Herrn Kretzschmar scheint man sich in Leipzig einer enormen Täuschung hinzugeben; der Herr mag ja als Musikgelehrter ganz gut sein - aber für die „lebende Kunst“ hat er verflucht wenig Verständnis! In seinem, „Konzertführer“ finden sich tolle Schnitzer, die einem solch gelehrten Haus überhaupt nicht passieren dürften! Wir haben überhaupt zu viel Philologen in unserer Musik! Gesunde, lebenskräftige Musik wird nie u. nimmer durch gelehrte Abhandlungen geboren - Gluck suchte beim Conzertieren möglichst zu vergessen, daß er Musiker sei - u. auch die internationale Musikgesellschaft hinter der sich doch nur enorm geschickt verschleierte Alleinherrschaftspläne der Firma der Edlen derer von Breitkopf & Härtel verbergen, wird unserer Musik in keiner Weise helfen. Es gibt immer eine Masse Leute, die in produktiver Ohnmacht nun gelehrte Traktate schreiben müssen! Hol's der Teufel!
Ich bin sehr erfreut, daß op.76 so sehr Deinen Beifall gefunden hat. Titel mache ich so: Schlichte Weisen! Da hattest Du recht! Betreff des Schlusses in No. 2 werde ich mir auf Deinen Rat hin, für welchen ich Dir aufrichtigst dankbar bin, mir die Sache sehr genau überlegen! Ich habe die Sache nicht hier; es soll u. wird aber geschehen. Dein Plan, „Gesellschaft für moderne Tonkunst“ ist brillant; Viel schönsten Dank! Apropos: Ich arbeite jetzt sehr sehr viel an einer Serenade [op. 90] für Orchester (gewöhnliche Besetzung) 2 Sätze sind fertig; nun kommt Romanze mit piquefeinem Thema u. Schlußrondo! Außerdem hab ich 2 Sätze einer Sonate F dur für Violoncello u. Pianoforte [op.78] fertig; das Werk ist bis jetzt das Beste was ich überhaupt auf dem Gebiete der Kammermusik geschrieben habe.
Lauterbach & Kuhn können Gott herzlichst auf den Knieen danken, daß ich in so schroffem Gegensatz zum sozusagen gesamten modernen Schaffen der Herren Schillings, Boehe, F. vom Rath etc. etc. stehe; denn der Zusammenbruch dieser an u. für sich unmusikalischen Richtung, die das Kennwort „Musik als Ausdruck“ trägt, wird eines Tages u. zwar sehr balde erfolgen! Was diese Gesellschaft unter der Firma als „Musik als Ausdruck“ (alias „süßlicher Stumpfsinn“!) in die Welt sendet, ist unglaublich! Ich bedauere nur, daß Schillings dabei ist u. sein unzweifelhaft schönes Talent bei dieser homöopathischen „Wagnerei“ schlimmster Sorte einfach ruiniert! Darüber mal mündlich! Ich bin Dir aufs herzlichste verbunden, daß Du den Reger-Orgelabend am 4. März gibst, u. nimm also schon jetzt schönsten herzlichsten Dank von mir und meiner Frau, die sich riesig darüber freut. Ich bitte Dich sehr, meinen demnächst in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ erscheinenden Aufsatz „Mehr Licht“ zu lesen, der Dich ohne Zweifel sehr amüsieren wird. Gestern abend hab' ich wiederum einen allgemeiner gehaltenen Aufsatz geschrieben, der eigentlich ein Ulk durch eine verdammt scharfe Spitze gegen die Neuromantik mit ihrem Grundirrthum enthält.
Nun schönsten Dank für Alles, herzlichste Grüße Dir u. Deiner sehr verehrten Frau Gemahlin von meiner Frau und Deinem Dir aufrichtigst zugethanem Max Reger
Eine wichtige, Dich aber keinesfalls berührende Nachricht im nächsten Briefe. Der Wiener Männergesangverein (der größte derartige Verein in Wien) macht demnächst mein op. 21 „Hymne an den Gesang“
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Max Reger to Karl Straube, München, 21st February 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007636.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.
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