Meiningen, 22nd May 1912
Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen
- Max Reger
Georg II.
Herzog von Sachsen-Meiningen
Durchlauchtigster Herzog! Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Gestatte mir unterthänigst Ew. Hoheit meinen Vorschlag betr. Gehaltsregulierung u. Aufbesserung nochmals unterthänigst zur huldvollen Genehmigung […]
Anlage: Kostenaufstellung zur Gehaltsregulierung
- An die Hoffnung op. 124
- Eine romantische Suite op. 125
Max Reger, Briefwechsel mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, hrsg. von Hedwig und Erich Hermann Mueller von Asow, Weimar 1949, S. 236–238
1.
Meiningen, Mittwoch 22. Mai 1912
Durchlauchtigster Herzog!
Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Gestatte mir unterthänigst Ew. Hoheit meinen Vorschlag betr. Gehaltsregulierung u. Aufbesserung nochmals unterthänigst zur huldvollen Genehmigung wärmstens zu empfehlen. Anbei liegt ein kleines Blatt, das die notwendigen Ausgaben eines verheirateten Musikers mit Kindern enthält; ich denke, da ist doch die Gehaltserhöhung auf 1650 M doch wohl zu gönnen. Außerdem sind die Lebensmittelpreise u. kurzum Alles derart in die Höhe gestiegen, daß die Leute wirklich kaum existieren können! Wenn die Leute aber auch 5 1/2 Monate Ferien haben u. während dieser Ferien andere Stellungen in Badeorchestern annehmen können, so muß dabei doch bedacht werden, daß während dieser Ferien die verheirateten Herren doch ihre Meininger Wohnung beibehalten u. bezahlen müssen! Außerdem kann ich nicht umhin, Ew. Hoheit unterthänigst auf eine Gepflogenheit der hiesigen Steuerbehörde unterthänigst aufmerksam zu machen: die Herren, die während des Sommers in Badeorchestern Stellung haben, müssen nicht nur in den diesbezüglichen Badeorten Einkommensteuer bezahlen, sondern die Meininger Steuerbehörde verlangt von dem, was die Herren im Sommer während ihrer Abwesenheit von Meiningen in den Badeorten verdienen, ebenfalls Einkommensteuer, sodaß also für dieses Sommereinkommen doppelte Besteuerung erfolgt, was nach dem Gesetze nicht zulässig ist, da das Gesetz ausdrücklich Doppelbesteuerung für unzulässig erklärt.
Und – die Lebensverhältnisse sind wirklich so teuer geworden, daß ich – offen gestanden – mit meinem Gehalte von 6000 M pro Jahr, da ich noch meine Schwester vollständig zu ernähren habe – unmöglich auskommen kann. Deshalb gestatte ich mir nochmals die unterthänigste Bitte um gnädigste Annahme meines gehorsamsten Vorschlages betreff der Gehaltsregulierung und der kleinen Aufbesserung. Der Gesamtbetrag dieser Aufbesserung ist 3675 M — und diese 3675 M werden ja doch glänzend von den Überschüssen aus den Concertreisen gelöst, sodaß die kleine Aufbesserung resp. die Gesamtsumme von 3675 M keine Mehrbelastung der Privatschatulle Ew. Hoheit bedeutet.
Ew. Hoheit Wunsch ist mir Befehl, ich werde also zum Brahmsfeste nach Wiesbaden reisen!
Soeben hab’ ich mein op. 124:
„An die Hoffnung“
für eine Alt-(Mezzosopran-)stimme mit Begleitung des Orchesters oder Klaviers
vollendet; es ist ein wundervoller Text von Fr. Hölderlin; die 28 Seiten starke Partitur ist fertig; nun muß ich noch die Ausgabe mit Klavier machen, die Schreibfehler aus der Partitur entfernen etc, was nochmals so gegen 8 Tage Arbeitszeit benötigen wird.
Dann geht’s sofort über op. 125:
„Eine Nachtmusik“
(Notturno, Scherzo, Finale)
(Elfenspuk) (Helios)
Diese drei Stücke nach Gedichten von Eichendorff;
Notturno – Mondnacht (in Thüringen)
Scherzo – Elfentanz u. Elfenspuk
Finale – Helios – Sonenaufgang.
Da in Salzungen 2 Chorvereine bestehen: a) gemischter Chor (mit Damen) b) Kirchenchor (Knaben und Männer) so gestatte ich mir unterthänigst die Frage, welchen von diesen beiden Vereinen ich auffordern soll, im Namen Ew. Hoheit beim Musikfeste im April 1913. Darf ich um huldvolle Antwort auf diese Frage unterthänigst bitten! Knabenstimmen im Chor – also Kirchenchor – würden sich recht gut machen.
Wir sind heute Abend 6 Uhr bei Ihrer Hoheit Prinzessin Marie; morgen Donnerstag früh 8.18 Uhr reise ich nach Leipzig um da am Kgl. Konservatorium zu unterrichten; am Freitag früh 2.12 Uhr – also nachts – bin ich wieder in Meiningen.
Betreff der Orgel – für den neuen Saalbau – so hoffe ich, daß mit 20000 M schon von Sauer eine gute Orgel zu bekommen ist.
Ew. Hoheit unterthänigster Diener
Dr. Max Reger.
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Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen, Meiningen, 22nd May 1912, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01010062.html, last check: 12th November 2024.
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