Weiden, 4th December 1899
Max Reger to Caesar Hochstetter
Karlsruhe,
Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung,
Ep. Ms. 131
- Max Reger
Lieber Herr Hochstetter!
Ihre freundliche Karte habe ich erhalten u. sage Ihnen besten Dank […]
- Zwei Choralphantasien op. 40
- Cinq Pièces pittoresques op. 34
- Sonate A-dur op. 41
- Vier Sonaten op. 42
- Three Choruses op. 39
- I. Sonata in F sharp minor op. 33
- Eight Songs op. 43
- Six Songs op. 35
Agnes Michalak, Max Reger Charakterstücke für Klavier zu zwei Händen, Karlsbad 2007, S. 43
Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 474–476
Max Reger, Briefe zwischen der Arbeit, hrsg. von Ottmar Schreiber, Bonn 1956 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Heft 3), S. 39–41
1.
2.
Lieber Herr Hochstetter!
Ihre freundliche Karte habe ich erhalten u. sage Ihnen besten Dank dafür. Es freut mich ungemein, daß Ihre Angelegenheit sich nun für Sie günstig klärt u. wünsche ich der Sache von Herzen den für Sie angenehmen Erfolg.
Mit diesem Briefe sende ich die soeben erschienenen Lieder op 35 u 37 an Sie ab, bitte Sie aber, dieselben genauestens anzusehen; es war doch eigentümlich zu lesen, was Sie schrieben über meine Lieder u. was in Leßmann Zeitung vor einigen Wochen stand. Während Sie in Bausch und Bogen das Gedicht von Heine in anderer Form zitieren, schreibt die Leßmannzeitung, „von Gesangsstücken voll glühender Leidenschaft u. daß No (mein Traum) zu den schönsten Liedern gehört, die wir überhaupt besitzen.
Herr J. Loritz, ein ganz ausgezeichneter Sänger, über den E. Gura letzthin ein brillantes Urtheil sagte, meint „Mein Traum (op 31 No 5) ist vielleicht das schönste Lied, das wir überhaupt haben – u. Sie stehen mit diesen Urtheilen in Gegensatz!
Sehen Sie Sich also die neuen Lieder genau an; kommt Ihnen manches ein bißchen “arg” vor, so spielen Sie es oft durch; dann werden Ihnen auch jene Stellen gefallen.
NB. Über op 35 No III (Traum durch die Dämmerung) welches Lied schon öffentlich gesungen wurde, schreibt Heidelberger Tageblatt vom 7. Nov. 1899: eine äußerst interessante Composition, die sich kühn neben die Straußische (Richard) Vertonung dieses Textes stellen kann, dieselbe sogar, was die Illustration der Worte durch eigenartige Harmonisierung angeht, übertrifft, freilich dafür an leichtrer Verständlichkeit einbüßt.
Ich bitte nun Sie recht herzlichst, über diese Lieder in Redenden Künsten recht balde Artikel zu bringen. (bitte, längere Besprechung!)
Die Ihnen gewidmeten einf. Stücke op 34 werden ebenfalls baldigst erscheinen; auch op 33 u 36 ebenfalls baldigst; Sie erhalten alles!
Aibl hat nun (außer op 35, 37, 33, 34, 36) neu
gekauft: op 38a [= 38] Sieben Männerchöre, op 38b [= 39] 3 Chöre
für 6 stimmigen Chor, op 39 [= 41] Sonate (A dur) für Violine & Pianoforte,
op. 40 a Phantasie über Wie schön leucht’ uns der Morgenstern
40b Orgel ” ” Straf mich nicht in deinem Zorn,
op 41 [= 42] 4 Sonaten für die Violine allein.
op 42 [= 43] 8 Lieder.
Mein Portrait mit biogr. Daten, welches letzthin der Leßmann Zeitung u. Mus. Wochenblatt beilag, haben Sie wohl schon gesehen. Übrigens wenn Sie nun thatkräftigst mit der Feder für meine Sachen einstehen, so stehen Sie nicht mehr allein. Ich gestatte mir, Sie z.B. auf Leßmann Zeitung zu verweisen. A.W. Gottschalg wird in jeder No der “Urania” Sache über mich bringen (bisher No 10, 8, 11, 12), No 1 der Urania Biographie; außerdem schreibt A. W. Gottschalg Artikel für die Neue Zeitschrift f. Musik u. H. Dr. G. Göhler (Dirigent des Riedelvereins) Artikel für “Kunstwart”. Auch Neue Musikzeitung (Stuttgart) folgt nun nach, u. wird der Redakteur, wie er mir schrieb, meine Sachen aus vollster Überzeugung loben.
Ich habe wie immer ganz heillos zu thun, da eine riesige Korrespondenz etc, neue Werke mich sehr in Anspruch nehmen! Sie müssen mal die Artikel von Gottschalg lesen!
In Wien hat nun Frl. Kerndl mit der Einführung meiner Sachen den Anfang gemacht; sie hat großen Erfolg gehabt und wird nach u. nach Alles bringen. Meine 4 Sonaten für Violine [op. 42] allein werden Sie interessieren, sind allerdings sehr schwer (einige Fugen u. eine Chiaconna!)
Wie ist es, lassen Sie meine Sachen recht fleißig spielen? Bitte, das nicht vergessen! Und wie ist’s mit Volksliedern für Männerchor [WoO VI/6 und VI/7]! In München werden selbe gemacht u. zwar sind die Dirigenten davon Professoren an der Akademie (H. Schwartz u. L. Thuille.) In Berlin wurden letzthin Volkslieder gemacht, haben ausgezeichnete Aufnahme gefunden.
Das op 34, das bekanntlich Ihnen gewidmet ist, wird Ihnen Spaß machen, kommt balde.
Nun bitte ich Sie nochmals herzlichst, Sich die Lieder genau anzusehen u. rechtrecht balde Artikel in Redenden Künsten zu bringen. Die Lieder op 35 u. 37 sind Material genug für einen Artikel! Da können Sie schon genauer werden. Ich gestatte mir, Ihnen schon im Voraus besten Dank zu sagen.
Verzeihen Sie nur die Schrift; aber ich habe so viel zu thun, sodaß ich nicht weiß, wo zuerst anfangen; da muß es äußerst schnell gehen.
Mit den besten Grüßen an Sie u. Blanche
Ihr
mit bestem Dank
im Voraus
ergebenster
Max Reger.
Sonst weiß ich nicht viel Neues.
Besten Gruß! Bitte, grüßen Sie die Herren Uhl, Brückner etc. bestens von mir; Herr Brückner möchte doch mal meine Cellosonate [op. 28] spielen.
Meine neuen 2 Orgelfantasien werden Ihnen Spaß machen. Aibl nimmt nun alles. Bitte Volkslieder nicht vergessen u. beim Unterrichte.
Besten Dank im Voraus.
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Max Reger to Caesar Hochstetter, Weiden, 4th December 1899, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000141.html, last check: 22nd November 2024.
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