München, 25th June 1903
Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 151
- Max Reger
Herrn Lauterbach u Dr. Kuhn.
Leipzig.
Roßstraße 18.
Sehr geehrte, lieber Herr Lauterbach!
Anbei übersende ich Ihnen das Manuskript […]
Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 167–169
1.
München, Wörthstr. 20I
25. Juni 1903.
Sehr geehrter, lieber Herr Lauterbach!
Anbei übersende ich Ihnen das Manuskript meiner „Beiträge zur Modulationslehre“ [RWV Schriften A1], welches Werk ich Ihnen treu meinem Versprechen trotz allermöglichen anderer Verlagsangebote selbstredend reserviert habe; bitte, geben Sie das Werk baldmöglichst in Druck, daß es ebenso baldmöglichst erscheinen kann. Gestatten Sie nun, daß ich Ihnen u. Herrn Dr Kuhn betreff des Büchleins einige Vorschläge mache, bitte aber sehr, daß Sie diese meine Vorschläge nicht als Eingriff in Ihre Rechte auffassen.
1.) bitte ich sehr, das Büchlein in Taschenformat (so wie die Hesse’schen Katechismen) drucken zu lassen; dann nur gebundene Exemplare, vielleicht in der selben oder ähnlichen Ausstattung (mit grauem oder bräunlichem Leinwandeinband) wie die Hesse’schen Katechismen herstellen zu lassen.
2.) den Preis des gebundenen Exemplars (nur gebunden) auf 1,50 M zu stellen, welcher Preis sicher nicht zu niedrig ist für Sie, da das Büchlein außer der Vorrede 10 Seiten Notendruck u. 50 Seiten Text höchstens bekommt!
Als Honorar für diese „Beiträge zur Modulationslehre [RWV Schriften A1] bitte ich Sie, mir 400 M zu meinen Gunsten schreiben zu wollen u. hoffe ich sehr, daß Sie mit dem Honorar von 400 M einverstanden sind; denn es war eine äußerst mühsame u. mühevolle Arbeit, die sehr anstrengend war.
Nun hab’ ich noch die Bitte an Sie, von op 69 alle Recensionsexemplare an alle Musikzeitungen senden zu wollen; bitte, senden Sie ein Recensionsexemplar von op 69 auch an A.W. Gottschalg, Herausgeber der „Urania“, großh. sächsischer Hoforganist zu Weimar! Gelt, von op 70 haben Sie die Recensionsexemplare an alle Musikzeitungen versandt!
Nun die dringendste Bitte von meinen sämmtlichen Werken, die Sie im Verlage haben, keine Freiexemplare mehr auszugeben u. wenn jemand Sie um ein Freiexemplar bittet, mir davon Mittheilung zu machen u. es mir zu überlassen, ob ich Ihnen rate, ob Sie dem oder der um Freiexemplar Bittenden Freiexemplar geben. Bitte, dringendst, dies nicht als einen Eingriff in Ihre Rechte aufzufassen!
Bitte, geben Sie an Herrn Straube immer je ein Exemplar von allen meinen Werken!
Heben Sie bitte die Kritik des Herrn Dr Rudolf Louis in Münchener Neuesten Nachrichten über Basel, speziell über mein op 57 u. 27 ja sorgfältigst auf; die Kritik von Dr Louis ist der Ausfluß des bodenlosesten Neides, Hasses von seiner Seite u. der Herren Schillings etc etc. Zudem ist seine ganze Kritik über Basel der Gipfel der Verlogenheit!
Geradezu reif zum Irrenhaus ist aber die Thatsache, daß Dr Louis die Orgel im Basler Münster als „anerkannt vorzüglich“ erklärt, um Straube u. mir noch einen Hieb versetzen zu können. Im Gegentheil: die Orgel im Basler Münster ist schlecht, sehr schlecht nach allen Dimensionen u. Richtungen; Herr Straube wird Ihnen das sicher ganz u. gar bestätigen können. Sie aber werden aus der Kritik von Louis ersehen können, wie sehr diesen Herren mein durch Straubes grandioses Spiel in Basel erreichter, nicht wegzuleugnender wirklich großer Erfolg ein Grund zum Haß u. Neid ist!
Thatsächlich hab’ ich aus München jetzt schon betreff der Kritik des Herrn Louis viele Zuschriften erhalten, in denen die Leute ihrer vollen Entrüstung über die Kritik des Herrn Dr Louis Ausdruck verleihen, u. thatsächlich werden meine 2 Orgelwerke in den meisten der bisher erschienenen Kritiken weit über das gestellt, was die Herren Schillings, Boehe, Pringsheim etc etc etc in Basel aufführten.
Aber je toller diese Herren es treiben, desto besser; desto eher wird die Allgemeinheit der deutschen Musiker diese Cliquenwirtschaft merken! Lassen Sie Sich also deshalb keine grauen Haare wachsen, sondern lachen Sie mit mir über diese Ausbrüche ohnmächtiger Wut!
Nun bitte ich Sie sehr, mir den Empfang der „Beiträge zur Modulationslehre“ [RWV Schriften A1] baldigst bestätigen zu wollen u. das Büchlein umgehendst in Druck geben zu wollen.
Schönste, beste, herzlichste Grüße Ihnen, lieber Herr Lauterbach, Ihrer sehr verehrten Frau Gemahlin, Herrn Oberamtsrichter Kunze von meiner Frau und mir! Bitte Herrn Dr Kuhn, wenn er von Wien zurückgekehrt ist, diesen Brief lesen zu lassen, Herrn Dr Kuhn u. Herrn Straube von meiner Frau ebenfalls bestens zu grüßen!
Die Penthesilea [RWV Wolf-H1] von Hugo Wolf ist feste in Arbeit u. ist der vierhändige Klavierauszug bis 20. July sicher in Ihren Händen!
Nun noch die Bitte, meine Schrift zu entschuldigen – aber ich habe elend, elend viel Arbeit u. die Bitte um recht baldige, sehr ausführliche Beantwortung dieses Briefes
Ihr mit allerschönsten Grüßen
stets treuest ergebenster
Max Reger.
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Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 25th June 1903, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005330.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.
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