Emmy Bock

Correspondence

Gender
female
Profession
Birth
unknown
Death
unknown
MRI-Identifier
mri_pers_00118

Name
Emmy Bock
Used Name
Emmy Bock

References to Reger
    Correspondence
References to others

1.

1.1.

Die Pianistin Emmy Bock stammte aus Hamburg und gehörte dort zum gesellschaftlichen Umfeld Hans von Bülows, der Familie des Hamburger Bürgermeisters Carl Friedrich Petersen und des Salons von Henriette Lazarus.1 Die Witwe Hans von Bülows berichtet von gemeinsamen Spaziergängen im Hamburger Jenisch-Park. Das Verhältnis zur Familie von Bülow muss sehr freundschaftlich gewesen sein, denn Emmy Bock zählte zu dem Kreis der Freunde, die 1894 den totkranken Hans von Bülow am Berliner Anhalter Bahnhof bei seiner Abreise nach Kairo verabschiedeten.2 1877 verewigte sie Otto Girndt in seiner Humoreske Der Kritiker als “junges Mädchen, [das im] Musikzimmer [ihre] tägliche Notturno-Uebung” absolviert.3. 1887 widmete ihr Julius Stinde, der inzwischen von Hamburg nach Berlin umgezogen war, “in freundschaftlicher Verehrung” seine Erzählungen Die Perlenschnur und Anderes.4 Im selben Jahr zeichnete Christian Wilhelm Allers Anton Rubinstein beim Kartenspiel an dessen Geburtstag “bei Emmy Bock” in “Hamburg”, wie die autographe Bildlegende ausweist.5 Es ist daher zu vermuten, dass dieselbe Emmy Bock 1895 in der Illustrirten Frauen-Zeitung über »Die Aufführung der Rubinstein’schen geistlichen Oper „Christus“ in Bremen« berichtete.6

Später erfolgte der Umzug nach Berlin, wo Emmy Bock ab 1899 in der Steglitzer Straße 57 (heute Pohlstraße) im 3. Stock wohnte.7 Offenbar 1901 verwitwet,8 behielt sie diese Wohnadresse bis 1924 bei.9 Die Gegend um die Matthäus-Kirche war damals ein bei Künstlern beliebtes Wohnquartier, ab 1911 wohnte der Geigenvirtuose Ossip Schnirlin in unmittelbarer Nachbarschaft. Die 1878 in Hamburg geborene und möglicherweise mit Emmy Bock verwandte Malerin Gertrud Bock-Schnirlin (1878-1953)10 übernahm später die Wohnung von Emmy Bock und wohnte dort bis zu ihrer Emigration.

Die Pianistin Emmy Bock trat insbesondere als Begleiterin in Erscheinung. Die erste öffentliche Nennung von “Emmy Bock aus Hamburg” stammt aus einer Konzertankündigung im Bad Kissinger Konservatoriumssaal vom 26. Juli 1886.11 Danach scheint sie erst wieder in Berlin pianistisch in Erscheinung getreten zu sein. Am 2. Januar 1897 konzertierte sie gemeinsam mit Ossip Schnirlin und dem Bariton Adolf Schulze im Bechsteinsaal der Berliner Philharmonie. Wie einer Rezension im Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger zu entnehmen ist, eröffnete die Pianistin das Konzert mit dem “beliebten «Rondo brillant« von Schubert [und] begleitete […] sämmtliche Solovorträge des Abends […] mit lobenswerther Diskretion”12 Am 26. März 1898 wirkte sie bei einem Festkonzert in der Freien Volksbühne mit, bei dem neben mehreren Sängerinnen und Sängern wiederum auch Ossip Schnirlin auftrat.13 In der Ankündigung ist Emmy Bock “in die Reihe bewährter Namen, deren Mitwirkung gesichert”14 gestellt. Am 24. November 1901 trat sie als Solistin im Rahmen eines Händel-Abends auf und gab “Thema und Variationen in Gdur für Klavier [und] Capriccio aus der Dmoll-Suite für Klavier.”15 Von einem Konzert der Akademischen Liedertafel in der Singakademie zu Berlin berichtet die Norddeutsche Allgemeine Zeitung am 28. Februar 1904, bei dem das Duo Ossip Schnirlin und Emmy Bock “Mozarts G-dur-Sonate für Klavier und Violine recht ansprechend […] spielten”16 Die Akademische Liedertafel engagierte die Pianistin auch für ihr Sommerfest am 25. Juni 1904.17 Am 10. Dezember 1908 begleitete Emmy Bock die Sopranistin Anni Reh bei deren Recital in der Berliner Philharmonie. Neben Orchesterliedern erklangen Lieder von Johannes Brahms, Robert Schumann und Hugo Wolf.18 Am 24. Februar 1921 nahmen Ossip Schnirlins knapp 14-jährige Tochter Vera und Emmy Bock an einem von Paula Simon-Herlitz im Harmonium-Saal veranstalteten Hausmusik-Abend teil.19

Zum engen Berliner Freudeskreis von Emmy Bock gehörten neben der Familie Schnirlin auch die Konzertunternehmerin Luise Wolff und die Mezzosopranistin Lula Mysz-Gmeiner. Ihre Sommerferien verlebte Emmy Bock zumindest im Jahr 1905 in Mürren bei Interlaken in der Schweiz.20


1
Die Literarische Gesellschaft, 1917, Bd. 3 S. 359: “Unser nächster Kreis: Bürgermeister Petersen und Familie, Frau Dr. Lazarus und ihre kunstsinnigen Schwestern Schiff, die treffliche Musikerin Frau Emmy Bock, von Bülow scherzhaft „die Weißglühenden“ genannt”.
2
Vgl. Eugen Zabel, Hans von Bülow. Gedenkblätter aus seinen letzten Lebensjahren, Hamburg 1894, S. 54 f.
3
Der Roman erschien in Fortsetzungen im Biliner Anzeiger. Die entsprechende Episode erschien am 20. Oktober 1877 in der Nr. 17 (1. Jg.), S. 3. Auch Herr “Dr. Lazarus” dort ist eingeführt. Allerdings ist Emmy Bock hier die Tochter des Geheimrats Bock (siehe hingegen unten Eintrag im Berliner Adressbuch zum Familienstand).
4
Julius Stinde, Die Perlenschnur und Anderes, Berlin 1887.
5
Vgl. Alexander Olinda, Freund Allers. Ein Künstlerleben, Stuttgart 1894, S. 278.
6
22. Jg. (1895), Nr. 15 (1. August), S. 117f. – Die Autorenzeile »Von Emmy Bock in Bremen« ließe auf den Wohnort schließen, in den entsprechenden Adressbüchern ist Bock jedoch nicht nachweisbar.
7
Vgl. Berliner Adressbuch von 1899, 1. Teil, S. 127 (https://digital.zlb.de/viewer/image/34115316_1899/141/, eingesehen am 20.09.2023). Dort ist Emmy Bock als “geb. Müller” verzeichnet.
8
Vgl. Berliner Adressbuch von 1901, 1. Teil, S. 138 (https://digital.zlb.de/viewer/image/34115316_1901/160/, eingesehen am 20.09.2023)
9
Vgl. letzter Eintrag im Berliner Adressbuch von 1924, 1. Teil, S. 257 (https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1924/256/, eingesehen am 11.07.2024).
10
Lebensdaten sind Angabe des Kunstmuseums Olten, https://kunstmuseumolten.ch/programm/ausstellungen/rendezvous, eingesehen am 20.09.2023.
11
Vgl. Unterfränkische Zeitung. Schweinfurter Anzeiger, 19. Jg., Nr. 174, 26. Juli 1886, S. 877.
12
Deutscher Reichsanzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, Nr. 3 (Abendausgabe), 5. Januar 1897, S. [4]. Auf dem Programm standen Violinwerke von “Bach, Sinding, Tschaikowsky und Hubay [sowie] Lieder von Schubert und Brahms”.
13
Vgl. Vorankündigung in 1. Beilage des “Vorwärts” Berliner Volksblatt., 15. Jg., Nr. 61, Sonntag, 13. März 1898.
14
vgl. ebda.
15
Neue Zeitschrift für Musik, 69 Jg., Nr. 4, 22. Januar 1902, S. 62.
16
Beilage zur Norddeutschen Allgemeinen Zeitung (Berlin), Nr. 50, Sonntag, d. 28 Februar 1904, S. 2.
17
vgl. Eduard Ippel, Otto Hagen, Geschichte der Akademische Liedertafel zu Berlin: 1886-1905, Leipzig 1906, S. 245.
18
Vgl. Peter Muck (im Auftrag des Berliner Philharmonischen Orchesters),Einhundert Jahre Berliner Philharmonisches Orchesters, Band 3, Tutzing 1982, S. 118.
19
Vgl. Führer durch die Konzertsäle Berlins. Konzertplan vom 21. Februar bis 5. März 1921, S. 4.
20
Vgl. Postkarte Regers an die im Hotel Belmont logierende Empfängerin.

1. Reger-Bezug

Zu welchem Anlass Max Reger die Pianistin Emmy Bock kennenlernte, ist nicht bekannt. Sein erster Brief an die Empfängerin vom 22. Dezember 1903 legt bereits ein vertrauliches Verhältnis nahe, da er neben Ossip Schnirlin, über den möglicherweise die Bekanntschaft zustande kam, auch Bocks Tochter grüßen lässt. Auch ist Reger über Emmy Bocks freundschaftliches Verhältnis zur ebenfalls in Berlin wohnhaften Mezzosopranistin Lula Mysz-Gmeiner informiert, da er darum bittet, dieser “einige Lieder zu empfehlen”. Auch der nächste Brief vom 19. Mai 1904, der wiederum die Bewerbung von Liedern bei Mysz-Gmeiner zum Thema hat, aber auch davon handelt, Schnirlin als Interpreten der Violinsonateop. 72zu gewinnen, schlägt wiederum einen familiären Ton an, berichtet ihr doch Reger, dass sein Schwager Hans von Bagenski in Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) gefallen sei. Regers Dankespostkarte vom 13. Juni 1904 zeigt, dass Bock Regers Bitte um Bewerbung seiner Lieder bei Mysz-Gmeiner nachgekommen ist und zudem Rezensionen für ihn gesammelt und an ihn geschickt hat. Die Funktion einer Mittlerin und Botin zwischen Reger und sowohl Mysz-Gmeiner als auch Schnirlin wird Bock in der Folgezeit immer wieder übernehmen. Auch versorgt sie den Komponisten regelmäßig mit Zeitungsartikeln und Rezensionen wohl aus der Berliner Presse.

Am 12. November 1904 nimmt dann erstmals auch Elsa Reger die Korrespondenz auf. Es entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen den beiden Frauen. Gegenstand der Korrespondenz sind aber allein organisatorische Belange, die Verbreitung und Aufführung der Werke Max Regers betreffend. Der letzte nachweisbare Briefverkehr zwischen den Eheleuten Reger und Emmy Bock ist eine Ansichtspostkarte aus Berlin. Die Postkarte trägt die Unterschriften von Max und Elsa Reger, Ossip Schnirlin, James Kwast, Frieda Kwast-Hodapp, Henri Marteau und August Scharrer.1

Reger widmete Emmy Bock das im Frühsommer 1905 für den 2. Band der Schlichten Weisen komponierte Lied Friede op. 76 Nr. 25 nach einem Gedicht von Josef Huggenberger.


1
Sie ist nicht frankiert, wurde also möglicherweise persönlich übergeben. Als Adresse ist irrtümlich die Hausnummer des Wohnhauses Ossips Schnirlins angegeben (Steglitzer Str. 28 statt 57) (vgl. Berliner Adressbuch von 1910, 3. Teil, S. 810 (https://digital.zlb.de/viewer/image/34115495_1910/4452/, eingesehen am 21.09.2023).
Object reference

Emmy Bock, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00118.html, version 3.1.0, 23rd December 2024.

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