Prien am Chiemsee, 1st August 1906

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Letter
Date
1st August 1906 (source)
Sent location
Prien am Chiemsee
Source location
DE,
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv,
Mus.ep. Max Reger 206

Senders
  • Max Reger
Recipients
Herren Lauterbach u. Dr Kuhn
Leipzig
Rossstrasse 18

Incipit
Lieber Freund!
Anbei findest Du mein op 97 (4 Lieder); bitte, gebe dieselben umgehendst […]

Regesta
übersendet Stichvorlage der Vier Lieder op. 97 und bittet um sofortigen Stich, Honorar 500 M • bittet darum, auch eine Ausgabe für tiefe Stimme vorzubereiten • drängt den E., sich für die Veröffentlichung der Suite [im alten Stil] op. 93 zum 1. September einzusetzen, ebenso des Aufführungsmaterials [der Serenade] op. 95 • berichtet von Klatsch und Tratsch, der durch die »Clique Schillings, Thuille u. Anhang« in die Welt gesetzt werde • betont die Wichtigkeit der übermittelten Korrekturen für op. 95
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 2 [1905–10], hrsg. von Herta Müller, Bonn 1998 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 14), S. 170–172

1.

Prien a/Chiemsee, Oberbayern.
Villa Pinggèra. 1. August 190[6].1

Lieber Freund!
Anbei findest Du mein op 97 (4 Lieder); bitte, gebe dieselben umgehendst in Stich, damit selbige am 1. Sept. a. c. erscheinen können! Ich hab' am Ende eines eden Liedes hingeschrieben genau, in welche Tonart es transponiert werden soll, wenn es in tiefer Ausgabe erscheinen soll! Soda›: die Lieder sind furchtbar eng geschrieben; bitte, vergiß also nicht, in der Stecherei anzugeben, daß die 4 Lieder op 97 nicht zu eng gestochen werden! Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du es so einrichten würdest, daß die 4 Lieder op 97 am 1. Sept. sicher erscheinen, damit Frau Mysz–Gmeiner sich dieselben noch aufs Repertoire nehmen kann, die tiefe Ausgabe dann am 1. Oktober a. c. erscheinend! Bitte, lasse also die Lieder auch gleich schleunigst in die von mir am Ende eines jeden Liedes genau angegebenen Tonarten transponieren!
Ferner: bitte, thue alles, daß die Suite op 93 sicher am 1. September erscheint, damit H. Marteau op 93 baldigst erhält, sich das op 93 einspielen kann, weil wir es schon am 12. Oktober in Freiburg i/B. zum 1. Male spielen! Also bitte, ja das nicht vergessen!
Ferner: op 95 in Partitur u. Stimmen muß so früh fertig werden, daß das gesaate Material am 1. Oktober von Euch an Steinbach (Cöln) gesandt werden kann u. vom 15. oder 20. Oktober ab die anderen Orchester das gesammte Material von Euch beziehen kö›en! Aber Steinbach (Cöln) muß sicher das gesammte Material zu op 95 am 1. Oktober in Händen haben! Bitte, darauf also nicht vergessen! All diese Sachen sind sehr wichtig; also sei so gut, alles so zu ordnen!
Nun beantworte mir doch umgehendst mal folgende Frage:
Dr Kuhn wollte doch jetzt nach England, wie er uns erzählte; nun ist er nach der Schweiz; warum ist er denn nicht nach England gefahren? Ist seine Braut nicht nach England von Süd–Afrika zurückgekehrt oder ist gar die Verlobung auseinandergegangen? Dr Kuhn schrieb nämlich mir in letzter Zeit so gar nichts mehr von seiner Braut! Bitte, beantworte mir also diese Frage recht umgehendst! Nicht vergessen!
Ferner: ich hab' erfahren, daß in Kreisen, die Schillings u. Thuille so nahe sind wie das „Hemd dem Körper “ – also man kann ruhig sagen in der Clique Schillings, Thuille u. Anhang – daß also da mörderlich über Euch „losgezogen“ wird, weil Ihr die Lotterie habt! Ich schreibe Dir das, damit Ihr wißt, was Ihr von diesen Herren zu halten habt, wie ich de› auch in Erfahrung gebracht habe, daß alle die Gerüchte über mich, daß ich im Irrenhause wäre, daß ich meine Frau so prügelte, daß man ihr Jammergeschrei häuserweit hörte, von Frau Thuille in die Welt gesetzt werden! Was ich darüber denke, daß Ihr die Lotterie habt, das wißt Ihr doch schon längst; Ihr habt da vollständig Recht, wenn Ihr die Lotterie habt; aber bei der Schillings= u. Thuillebande ist es ja nur die Wut, daß Ihr den Scheißdreck an Compositionen von Louis, Istel, Pringsheim etc. nicht in Verlag nehmt, – wodurch Ihr allerdings, wenn Ihr diesen S... dreck in Verlag nehmen würdet, Euren Verlag ruinieren würdet! So, nun weißt Du wieder mal Bescheid, was das für „feine“ Herren sind! – Dabei hatte Schillings die traurige Unverschämtheit mir gegenüber das Bestehen dieser Clique zu läugnen!
Ich sandte Dir von hier schon mehrere Karten, auf denen ich Dir jedesmal noch Druckfehler in Satz I von op 95 angegeben habe; bitte, lasse ja alle diese Fehler u. jene, die ich Dir noch angeben werde, immer recht sorgfältigst in Partitur und Stimmen verbessern! – Ich arbeite iaer am 4händigen Klavierauszug von op 95; wenn Du mir bis 12. September spätestens das Manuskript des III und IV. Satzes senden würdest, dann könnte der 4 h. Auszug bis 1. Oktober in Stich gehen.
Als Honorar für die 4 Lieder op 97, die diesem Briefe beiliegen, möchte ich Dir 500 M (Fünfhundert Mark) vorschlagen u. hoffe ich, daß Du damit einverstanden bist!
Hoffentlich geht es Dir, Deiner Frau Gemahlin u. den Kindlein immer recht gut; mit den besten, herzlichsten Grüßen an Dich, Deine Frau Gemahlin u. die Kindlein
stets Dein treulichster
Max Reger.

Bitte, beantworte mir diesen Brief recht baldigst; schreibe mir vor Allem, ob die 4 Lieder richtig erhalten hast – die Lieder liegen diesem Briefe bei – u. gib mir überhaupt umgehendst genaueste Antwort auf diesen Brief! Viel beste Grüße! Bitte, umgehendste, genaueste Nachricht!


1
Die ursprüngliche Jahreszahl 1907 wurde mehrfach korrigiert.
Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, Prien am Chiemsee, 1st August 1906, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008641.html, version 3.1.1, 31st January 2025.

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