München, [undated]

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Letter
Date
undated

not before 13th May 1903, not after 14th May 1903

Sent location
München
Source location
DE,
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 146

Senders
  • Max Reger

Incipit
Meine sehr verehrten Herren!
Anbei mit bestem Danke die beiden Manuskripte […]

Regesta
sendet die beiden Manuskripte aus [den 17 Liedern] op. 70 zurück • berichtet über Kritiken und Artikel, die schon oder noch nicht erschienen sind • [Theodor] Kroyer will auch ein Buch über Reger schreiben • Straube begeistert vom Gesang der Verklärten [op. 71] • »Furtwängler, Istel, F. vom Rath, Fritz Neff sind lauter mehr oder weniger total unfähige Köpfe u. alles, was die schreiben, ist solche Epigonenarbeit schlimmster Sorte, daß diese Arbeiten nie u. nimmer für Ihren Verlag passen, weder als Ehrensache noch als Geldsache.« • kündigt Übersendung der Bearbeitung er Wolf-Chöre [Wolf-B3] an ebenso wie die zweite Bach-Kantate [Bach-H2] • erbittet Einholung von Urteilen zu den Choralvorspielen op. 67 von diversen Personen, die die Noten bereits haben oder noch bekommen sollen • erbittet dringend die Korrekturen der Bearbeitung von Bachs Präludium und Fuge Es-Dur [Bach-B7] • fragt nach, wann [die Lieder] op. 70 erscheinen • teilt mit, dass er an einer Modulationslehre arbeitet [Schriften A1]
Remarks

Publications

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 144–147

1.

München, Wörthstr. 20
13. Mai 1903.
Mittwoch abend.

Meine sehr verehrten Herren!
Anbei mit bestem Danke die beiden Manuskripte op 70 zurück! Dann anbei 1.) Ostdeutsche Rundschau vom 2. Mai 2.) Organum Seite 61, 3) Allgemeine Zeitung. 4.) Münchener Zeitung. 5.) Kritik aus Freistatt!
Der Referent der Münchener Zeitung hat wieder mal nicht gemerkt, daß außer dem Wiegenliedchen noch das „Hoffnungstrost“ wiederholt werden mußte!
In den Neuesten Nachrichten ist über letzten Freitag bis heute abend noch nichts erschienen! Ob es wohl Dr Louis diesmal riskiert, meine Lieder todt zu schlagen, nachdem er im Concert doch sehen mußte, daß meine Lieder mit solcher Freude aufgenommen wurden?
Betreff der Kritik aus Freistatt ist zu bemerken, daß der Kritiker aus Freistatt (F. Adler) mir bisher sehr feindlich gegenüber stand, u. daß er über Quintett op 64 ebenfalls schon kräftiglichst schimpfen wollte, ihn Braungart vorm Schimpfen warnte; Adler nahm sich das Quintett mit nach Hause u. schrieb nun, wie Sie aus seiner Kritik ersehen können, sehr anständig. Nun werde ich ihm noch meine Lieder alle geben, damit er selbe auch kennen lernt; denn den guten Willen hat nun Adler; Braungart wird ihn in meine Liedmusik (wie ich auch) einführen; Adler wird in der Berliner Zeit einen ausführlichen Artikel M.R. schreiben; R. Braungart schreibt demnächst einen Spezialartikel über meine Lieder, dann einen Spezialartikel über meine Orgelmusik u. einen Spezialartikel über meine Kammermusik u. einen solchen über meine Klaviermusik u. ein Buch M. Reger.
(Fein, Dr Kroyer will auch ein Buch M.R. schreiben!)
Sie sehen, es wird – NB. ohne mein Zuthun – feste gearbeitet! Bitte für alles strengste Diskretion.
Straube, der jetzt mit seiner reizenden jungen Frau hier ist, habe ich meinen „Chor der Verklärten“ [op. 71] u. die neue Violin–Claviersonate [op. 72] vorgespielt; er war ganz entzückt u. sagte nur: „fabelhaft schön!“
Seien Sie nicht böse, u. betrachten Sie es bitte, bitte, bitte nicht als ein freches Einmengen meinerseits in Ihre Angelegenheiten, wenn ich Sie gestern per Karte so sehr vor Istel warnte! Ich will Sie nur vor größtem Schaden bewahren!
Furtwängler, Istel, F. vom Rath, Fritz Neff sind lauter mehr oder weniger total unfähige Köpfe u. alles, was die schreiben, ist solche Epigonenarbeit schlimmster Sorte, daß diese Arbeiten nie u. nimmer für Ihren Verlag passen, weder als Ehrensache noch als Geldsache. Seien Sie also nicht böse u. mißverstehen Sie mich nicht!
Die Wolf’schen Chöre [RWV Wolf-B3] gehen alle gut; Sie erhalten meine sorgfältigst gemachten Bearbeitungen in baldigster Bälde mit der 2. Bachcantate [RWV Bach-H2]. Das wird ein famoses Geldobjekt für Sie!
Nun betreff der Choralvorspiele!
Bitte holen Sie Urtheile ein von Walter Fischer, Berlin, S, Urbanstraße 130 (hat bereits op 67)
Robert Frenzel, Schneeberg, Sachsen (hat bereits op 67)
Georg Stolz, Chemnitz, Äußere Dresdenerstraße 25 hat bereits op 67; dann von
Hoforganist A.W. Gottschalg, Weimar (hat bereits op 67)
Hochwürden Universitätsprofessor D Friedr. Spitta Straßburg (Elsass) Schwarzwaldstr. 4 (hat bereits op 67)
Hochwürden Universitätsprofessor D Julius Smend, Straßburg (Elsass) Ruprechtsauerallee 14 (hat bereits op 67)
Dann, wenn Sie an Zschorlich, Schöneberg–Berlin, Sedanstraße 80, op 67 gesandt haben, auch Zschorlich; das wären 7 Herren, dann dazu selbstredend Straube, der über op 67 dann zu dem einen längeren Aufsatz schreiben soll; schreiben Sie also bitte an alle diese Herren, bitten jeden um baldigstes Urtheil über mein op 67 behufs Veröffentlichung in einem Prospekt; da wird Ihnen sicher jeder ein famoses Urtheil schreiben. Bitte, machen Sie es so; so dürfte es am besten sein!

Nun adieu bis morgen vormittag, wo ich diesen Brief an Sie vollenden werde.
Gute Nacht.

Freitag vormittag!
Gestern kam ich während des ganzen Tages nicht zum Schreiben; habe bis jetzt umsonst auf Nachricht von Ihnen gewartet! Der Artikel „Max Reger u. die Berliner Kritik“ von Zschorlich wird in den allernächsten Tagen (allerdings gekürzt) in der Münchener Zeitung erscheinen; soeben theilt mir dies Herr Zschorlich mit wie auch Folgendes, daß er demnächst einen Spezialartikel „Von Hugo Wolf zu Max Reger“ schreiben wird. Sie sehen, es rührt sich immer mehr!
Herr Walter Fischer theilt mir soeben mit, daß er mein op 67 für Leßmann’sche Allgemeine Musikzeitung besprechen wird; er ist von nun an ständiger Mitarbeiter da; bitte, alles à discretion; es ist am besten, wenn wir uns ganz neutral halten! Sie verstehen mich schon!
Nun ist auch die Kritik von Dr Louis in den Neuesten Nachrichten erschienen, u. werden Sie selbe schon gelesen haben; Herr Straube u. ich haben uns weidlich amüsiert, daß Louis das Wiegenlied in meine aller-allerjüngste Zeit verlegt, während es vor 5 Jahren schon erschienen ist.
In der beiliegenden Kritik aus Münchener Zeitung ist wieder so wundervoll, daß der Kritiker (Arthur Hahn) bei meiner Sonate op 41 den 2. Satz als so empfindungsreich lobt! In Wirklichkeit ist der 2. Satz (Prestissimo) aber eine „lange Nase“, die ich dem Publikum mache! Die Critici sorgen doch immer für sehr herz- u. magenstärkende Heiterkeit.
Wann erhalte ich die Korrekturen von dem Bach’schen Es dur Präludium u. Fuge [Bach-B7], das ich für Klavier bearbeitet habe? Eilt sehr! Wann erscheint op 70?
Für Sie wird es wohl interessant sein zu hören, daß ich jetzt an der „Modulationslehre“ [RWV Schriften A1] arbeite; ein Büchlein mit 100 Modulationen von C dur u. A moll aus u. Analyse dieser Musterbeispiele! Es gibt in Taschenformat so gegen 10 – 12 Seiten Notendruck u. wohl gegen 40 Seiten Text; Preis 1 M! Wenigstens gestatte ich mir, Ihnen vorläufig diesen Verkaufspreis pro Exemplar von 1 M vorzuschlagen! Ich denke, Ihnen damit ein brauchbarstes, sehr portemonnaifüllendes Werkchen zu geben! Bis in 5 Wochen ist es fertig! Die 6 Chöre von Wolf in meiner Bearbeitung [Wolf-B3] erhalten Sie mit dem Manuskript der 2. Bachcantate [RWV Bach-H2] sicher Ende Mai! Nun Schluß; die herzlichsten, besten Grüsse Ihnen, meine sehr verehrten Herren, Frau Lauterbach von meiner Frau u. mir

Ihr allzeit treuest ergebenster
Max Reger.

Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, [undated], in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01005308.html, version 3.1.0-rc3, 20th December 2024.

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